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Rezepte gegen Inflation und Finanzmarktkrise gesucht

Von WZ-Korrespondent Wolfgang Tucek

Wirtschaft

Brüssel/Brdo. Die Rekordinflation und die anhaltende Krise auf den Finanzmärkten beschäftigten die EU-Finanzminister bei ihrem Treffen am Freitag und Samstag im slowenischen Brdo. So werde die Inflationsrate in der Eurozone heuer wohl höher ausfallen als die prognostizierten 2,6 Prozent, räumte Wirtschaftskommissar Joaquin Almunia unter Verweis auf die rasant steigenden Öl- und Lebensmittelpreise ein.


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Im März war nach ersten Schätzungen mit 3,5 Prozent im Jahresabstand die höchste Geldentwertung seit 16 Jahren zu verzeichnen. Gleichzeitig werde das Wachstum unter die in Aussicht gestellten 1,8 Prozent sinken, so der Kommissar. Durchgesickerte Prognosen des IWF von 1,3 Prozent seien aber wohl zu tief gegriffen, meinten Almunia und Eurogruppen-Vorsitzender Jean-Claude Juncker.

Angesichts der rund 30 Kilometer vom Tagungsort der Minister entfernt in Ljubljana für Samstag geplanten Demonstrationen europäischer Gewerkschaften für höhere Löhne, mahnte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet zur Mäßigung bei den Tarifabschlüssen. Zu ambitionierte Lohnerhöhungen seien für die Erzielung von Preisstabilität nicht hilfreich. Auch Juncker warnte davor, dass steigende Geldentwertung vor allem zu Lasten jener Bevölkerungsteile gehe, die über eine schwache Kaufkraft verfügten.

Die Situation auf den Finanzmärkten sei "unverändert sehr ernst", sagte unterdessen der deutsche Finanzminister Peer Steinbrück. Er warnte jedoch davor, in "Hysterie" zu verfallen. Nach wie vor seien die Fundamentaldaten gut und keine Rezession in Sicht.

Wie Österreichs Finanzminister Wilhelm Molterer sprach sich Steinbrück klar gegen eine europäische Finanzmarktaufsicht aus. Statt dessen wollten die EU-Minister ein Abkommen für die engere Zusammenarbeit der nationalen Aufsichtsbehörden unterzeichnen. Demnach sollen multinationale Finanzinstitute gemeinsam überwacht, Informationen und Risikoanalysen proaktiv ausgetauscht werden.