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US-Präsident George W. Bush hat einen Spitznamen für seine neue Außenministerin. Er nennt Condoleezza Rice "The Unsticker", weil er nach eigenen Angaben ihre Fähigkeit schätzt, im Getriebe der Regierungsbürokratie festgefahrene Dinge wieder in Gang zu bringen. Vor Rice, die vergangene Woche vereidigt wurde, liegen enorme Herausforderungen - allen voran die Lage im Irak und der Nahost-Konflikt. Dies dürften auch Schwerpunkte der Gespräche auf ihrer Donnerstagabend beginnenden Europa- und Nahost-Tour sein.
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In Europa ist der Name Rice für viele verbunden mit der Erinnerung an den Tiefpunkt der transatlantischen Beziehungen anlässlich des Irak-Krieges. So soll die damalige Nationale Sicherheitsberaterin im Frühjahr 2003 die Devise ausgegeben haben: "Bestraft Frankreich, ignoriert Deutschland, verzeiht Russland." Im Gegensatz zu ihrem Vorgänger Colin Powell wird Rice den so genannten Falken zugerechnet, dem konservativen Lager. Vor ihrer Bestätigung im Senat musste sie sich kritischen Fragen zu ihrer Rolle vor dem Irak-Krieg stellen. Politiker der Demokratischen Partei warfen ihr vor, sie habe die von Saddam Hussein ausgehende Bedrohung übertrieben dargestellt. Zwar wurde die 50-Jährige schließlich mit 85 zu 13 Stimmen bestätigt, erhielt aber mehr Gegenstimmen als alle ihre Vorgänger seit 1825.
Condoleezza Rice wurde am 14. November 1954 in Birmingham im US-Staat Alabama geboren. Nach ihrem Studium der Politikwissenschaft spezialisierte sich Rice auf Osteuropa, die damalige Sowjetunion und internationale Sicherheitspolitik. Bereits George Bush, den Vater des jetzigen Präsidenten, beriet Rice in Fragen der Außenpolitik. Von 1989 bis 1991 prägte sie die Beziehungen Washingtons zu Moskau.
Bis zu ihrer Ernennung als Nationale Sicherheitsberaterin im Jahr 1999 war Rice Dekanin der Stanford-Universität in Kalifornien. Zurück im Weißen Haus musste sie immer wieder zwischen Außenminister Powell und Verteidigungsminister Rumsfeld vermitteln.
Auch wenn Rice es in vielen Punkten schwer haben dürfte, in die Fußstapfen des geachteten Powell zu treten - in einem Punkt werde sie den Vergleich mit ihrem Vorgänger auf jeden Fall gewinnen, sagt Brent Scowcroft, ehemaliger Sicherheitsberater George Bush senior. Rices enge Freundschaft zu George W. Bush ist kein Geheimnis. Das könnte im Gespräch mit ausländischen Staats- und Regierungschefs ein entscheidender Vorteil sein, meint Scowcroft: "Sie werden glauben, sie sprechen mit dem Präsidenten persönlich."