Zum Hauptinhalt springen

Rice: "Drücken Sie die Stopptaste"

Von WZ-Korrespondent Arian Faal

Politik

Ahmadinejad lehnt Zugeständnisse im Atomstreit weiter ab. | Teheran lädt demonstrativ zu Lateinamerika-Konferenz. | London/Teheran. Die Suche nach einem Ausweg aus dem Atomstreit mit Teheran droht erneut in der Sackgasse zu enden. Nachdem der Iran das UNO-Ultimatum zur Einstellung der Urananreicherung ignoriert hatte, beschäftigte der Konflikt am Montag in London die Spitzendiplomaten der UN-Vetomächte und Deutschlands. Es galt, die Chancen für eine Ausweitung der Sanktionen im Weltsicherheitsrat auszuloten.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 18 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

In Teheran erstickte Irans mächtiger Präsident Mahmud Ahmadinejad erneut mögliche Hoffnungen auf ein Einlenken des Mullahstaates bereits im Keim: "Dieser nukleare Zug hat weder eine Bremse noch einen Rückwärtsgang. Wir haben sowohl die Bremse als auch den Rückwärtsgang im Vorjahr weggeworfen", resümierte er knapp.

Promt folgte die Antwort von US-Außenministerin Condoleezza Rice, die entgegnete, der Iran müsse nicht den Rückwärtsgang einlegen, sondern "einfach nur die Stopp-Taste drücken". Der Ton war zurückhaltender als noch vor weinigen Wochen - zumal Rice ausdrücklich betonte, dass der Konflikt "friedlich gelöst" werden müsse.

Mit der "Kalt-Warm-Strategie" Washingtons haben zahlreiche islamische Staaten ein Problem und warnten vor einer Eskalation des Konflikts, nachdem US-Vizepräsident Richard Cheney am Wochenende erneut einen Militärschlag nicht ausgeschlossen hatte. Rice trat zugleich dem Vorwurf entgegen, die USA wollten den Atomstreit für einen Regimewechsel in Teheran ausnutzen.

Nachdem Moskau zuletzt wiederholt jeglichen weiteren Sanktionen gegen Teheran eine deutliche Abfuhr erteilt hat und auch andere westliche Staaten wie auch die internationale Atomenergiebehörde IAEO den Dialog als beste Option bezeichnet hatten, muss die US-Führung den Spagat zwischen dem regionalen Säbelrasseln (siehe Graphik) und der Dementis bezüglich eines etwaigen Angriffs auf Irans Atomanlagen alleine bewältigen.

Zeitgewinn ist Teherans hoher Trumpf

Die "unendlichen Nachverhandlungen der Verhandlungen, die ins Uferlose führen" - wie sich kürzlich ein Diplomat ausdrückte - bringen dem Iran vor allem eines: Zeit. Dieser hohe Trumpf im Atompoker der Mullahs ist sehr wertvoll. Zum einen versetzt er das Land in die Lage, möglichst viel Uran - offen oder geheim - anzureichern, um die Welt schließlich vor vollendete Tatsachen zu stellen. Darüber hinaus ermöglicht er den Aufbau eines Plutonium produzierenden Schwerwasserreaktors in Arak und verkürzt die Zeit bis zum Hochfahren des Reaktors in Bushehr - die Voraussetzung für die vergleichsweise kurzfristige Produktion einer zweistelligen Zahl von Nuklearwaffen auf Plutoniumbasis. Und: Wenn das Prestigeprojekt von Bushehr Ende 2007 nach der Lieferung von 80 Tonnen russischen Urans hochgefahren wird, kann Iran innerhalb weniger Monate, aus eigener Kraft und ohne ein einziges Gramm Uran selbst angereichert zu haben, Nuklearmacht werden.

Nebenbei sucht das Regime in Teheran aber auch neue Verbündete. Daher veranstaltet jene Abteilung im Außenministerium, die auch die Holocaust-Konferenz im Dezember organisiert hatte, am Dienstag eine Lateinamerika-Konferenz mit Kubas Außenhandelsminister Raul de La Nuez als "Stargast".

Wie Forschungsminister Manouchehr Mohammadi vor Journalisten verkündete, würden Experten aus Venezuela, Brasilien, Kuba, Kolumbien, Argentinien, Uruguay, Ecuador, Italien, Russland und China an der Konferenz teilnehmen. Ziel sind auch die Unterzeichnung von Abkommen über die Zusammenarbeit zwischen dem Iran und lateinamerikanischen Staaten unter dem Motto "Allianz gegen den Imperialismus.