Der neuseeländische Investor hat in Gazprom und Sberbank investiert - und muss aus diesem Grund Kontakte zum Kreml gehabt haben - oder haben...
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Wien. Der neuseeländische Investor und Milliardär Richard Chandler, der in den Semmelweis-Immobilien-Deal involviert ist, ist so gut wie unbekannt, eigentlich zu Unrecht. Nachrichtendienstliche Quellen glauben, dass er und sein Bruder Christopher "zu den größten Profiteuren der russischen Privatisierungswelle Anfang der 1990er Jahre" gehörten. Chandler investierte in großem Stil. Seine Investmentfonds wurden - angeblich 1998 - mit circa fünf Prozent einer der größten ausländischen Investoren beim staatlichen Gaskonzern Gazprom. Auch beim städtischen Energieversorger Moskaus, Mosenergo, war er bei der Privatisierung dabei. Und hat allein dabei 300 Millionen verdient. Und Chandler soll noch 2009 - so inoffizielle Angaben - mehr als 400 Millionen Dollar in die russische Sberbank investiert haben. "Wer in Gazprom und Sberbank investiert und von beiden Unternehmen als freundlicher Aktionär bezeichnet wird, muss wirklich gute Verbindungen in den Kreml haben", sagte ein Banker zur "Wiener Zeitung". Sowohl der Energiekonzern als auch die größte russische Bank sind mit Vertrauten von Präsident Putin besetzt.
Die überaus diskreten Geschäfte Chandlers sollen damals auch monegassische und danach Schweizer Behörden veranlasst haben, ihm nahezulegen, dass seine Geschäftstätigkeit nicht unbedingt erwünscht sei. Chandlers Firmen wechselten nach Dubai, Singapur und London. 2006 trennten die Brüder Chandler ihre Investment-Geschäfte, die bis dahin im "Sovereign Global Funds" zusammenliefen. Eine Verbindung soll es allerdings noch geben, vor allem über die Unterstützung, die sie rechten Republikanern in den USA zukommen lassen. Trotz der enormen Summen, die jeweils in "Pioniermärkten" wie Russland und China investiert wurden, ist über Chandlers Geldgeber so gut wie nichts bekannt. Es gibt auch keinerlei Publikationen, wann und ob Chandler die Anteile an Gazprom und Sberbank verkauft hat. Das ließ natürlich viele Gerüchte ins Kraut schießen über diese beiden immens reichen Brüder, die nach eigenen Angaben immer eigenes Geld investierten.
Vor allem US-Behörden, auch solche, die in Wien tätig sind, interessieren sich für Chandlers Geschäfte mit Russland. Dass sein Name nun in Zusammenhang mit dem Immobilien-Deal um die Semmelweis-Klinik auftaucht, ist vor allem für Bürgermeister Michael Häupl unangenehm, der ihn 2012 als Sponsor für die Amadeus Internationale Musikschule pries. Aber vor wenigen Wochen hat ja auch Vizekanzler Reinhold Mitterlehner den stellvertretenden Regierungschefs Russland getroffen. In Moskau natürlich, denn der russischen Spitzenpolitiker steht auf der EU-Sanktionsliste. Aber das neutrale Österreich hatte immer schon ein spezielles Verhältnis zu Russland.