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Für Rick Santorum war es der beste Moment, sich aus der Affaire zu ziehen. Gegenüber Mitt Romney verlor er konstant an Terrain, seine Vorwahlergebnisse wurden immer schlechter und seine Parolen vom Durchhalten bis zum Nominierungsparteitag klangen auch schon schal. Zudem stand die Vorwahl in seinem politischen Heimatstaat Pennsylvania vor der Tür, die der Erzkonservative zu verlieren drohte. Das hätte nicht nur das Ende seiner präsidialen Ambitionen bedeutet, sondern seiner politischen Karriere generell schwer geschadet. Illusionen über einen Antritt als Senator, Gouverneur oder vielleicht als Präsidentschaftskandidat 2016 hätte er sich da keine mehr machen müssen.
Den Vorwurf, dass er vor den Wahlen in Pennsylvania gekniffen habe, wird ihm nun niemand machen. Nachdem seine schwer erkrankte dreijährige Tochter über Ostern im Krankenhaus war, ist die Annahme, Santorum habe den Wahlkampf seiner Familie zuliebe beendet, nicht anzweifelbar. Santorum hat mit seiner Aufgabe auch den Zorn des Polit-Establishments abgewendet, das sich ostentativ hinter Romney sammelte. Mit Unmut verfolgte man dort, wie der ehemalige Senator aus Pennsylvania Romney über die Zeit nachhaltig Schaden zufügte.
Zig Millionen Dollar blutete Romney im Vorwahlkampf gegen den klar unterlegenen Gegner aus. Millionen, die er gegen Obama hätte einsetzen können. Ganz nebenbei haben Santorums Angriffe auf Romney der Konkurrenz rund um Obama viel Munition geliefert. Die demokratischen Strategen haben die vergangenen drei Monate mehr Material für ihren Wahlkampf sammeln können, als sie sich je erträumt hätten.
Heikel für Romney ist, dass Santorum ihn in einem Härterennen weit nach rechts gezwungen hat. Von seinen liberalen Ansichten bei Themen wie Homo-Ehe oder Abtreibung ist nichts übrig geblieben. Obamas Gesundheitsreform, die er selbst noch in ähnlicher Form als Gouverneur von Massachusetts durchgesetzt hat, ist für Romney ohnedies seit Monaten ein zu vernichtendes Symbol des Sozialismus.
Ein Zurückrudern ist für ihn irgendwo zwischen sehr schwer und nicht machbar. Schon jetzt gilt er als Wendehals, der sein politisches Fähnchen nach dem herrschenden Wind richtet. Das Steuer nun wieder ins Zentrum zu richten, würde diesen Eindruck nur bestätigen.