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Riesenglück in Serbien

Von Dieter Friedl

Wirtschaft

RTB-Kauf wäre viel zu teuer gekommen. | Kovats plant Aufbau einer Hotelkette. | Wien. Der heimische A-Tec-Konzern bekommt die Finanz- und Wirtschaftskrise zwar zu verspüren, an Verluste verschwendet A-Tec-Chef Mirko Kovats im Interview mit der "Wiener Zeitung" aber keinen Gedanken: "Das ist kein Thema für mich." Der starke Expansionskurs der letzten Jahre ist gebremst - schon allein, weil es schwierig ist, die nötigen Finanzmittel zu bekommen.


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Dennoch geht Kovats vieles durch den Kopf: Dass der geplante Kauf der serbischen Kupferhütte RTB um rund 500 Millionen Dollar im April 2008 nicht zustande kam, sei ein Riesenglück. Kovats hätte 380 Millionen auf den Tisch gelegt, für den Rest gab es kurzfristig Probleme, weshalb Serbien vom Vertrag zurücktrat. 100 Millionen hätte man für Investitionen zusätzlich gebraucht.

Kovats habe sich da viel Geld erspart, weil das Kupferkombinat nur mehr einen Bruchteil wert ist. RTB arbeitet heute mit Verlust. Es braucht, um kostendeckend zu erzeugen, einen Kupferpreis von 4300 Dollar, der Preis liegt aber bei 3600 (Höchststand im Frühjahr über 8000 Dollar). RTB ist gerade wieder zum Verkauf ausgeschrieben, Angebote sollen bis Ende Jänner 2008 eingebracht werden. Ob Kovats bietet, ist offen; das sei eine Frage des Preises.

Cumerio und Affinerie noch nicht ganz ad acta

Auch das zweite große Projekt, um einen Kupferkonzern zu schmieden, ist nicht ganz ad acta gelegt. Der Einstieg bei der deutschen Affinerie und der belgischen Cumerio ist zwar durch einen Kartellamtsbescheid gescheitert, Kovats versucht diesen aber bei Gericht anzufechten, was noch einige Zeit dauern wird.

Auch das Projekt, eine Kupferhütte am persischen Golf aufzubauen, ist noch in der Pipeline, es gibt laufend Gespräche mit arabischen Investoren - diese sollen 75 Prozent der Investition aufbringen. Aber im Moment müsse man Geduld haben.

In der Kupfersparte konnte man im Vorjahr schöne Zusatzgewinne verbuchen, weil die Kupfervorräte (rund 15.000 Tonnen müssen auf Lager gehalten werden) mit hohen Preisen angesetzt werden konnten. Jetzt ist das Gegenteil der Fall. Der niedere Kupferpreis bringt zwar niedrigere Margen, aber auch geringere Finanzierungskosten.

Das in diesem Sommer erworbene Kraftwerk Voitsberg wird mit modernster Technologie versehen und soll mit Steinkohle, eventuell auch Biomasse, gefahren werden. Zusätzlich wird ein Kompetenzzentrum für Kohlefeuerung errichtet. Zeithorizont sind drei Jahre. Kovats will darüber hinaus eine Hotelkette aufbauen, nach zwei Hotels in Wien wurde jüngst das Palacehotel der OMV am Semmering erstanden, innerhalb weniger Wochen umgebaut, und soll vor der Wintersaison den Betrieb aufnehmen.

Die A-Tec-Zahlen für die ersten neun Monate schauen recht gut aus: Die Umsätze stiegen um 53 Prozent auf 2,4 Mrd. Euro. Im Anlagenbau ist man für zwei Jahre ausgebucht. Bei Werkzeugmaschinen merkt man das fehlende Wachstum bereits, ebenso im Kupferbereich. Das Betriebsergebnis stieg um 3 Prozent auf 75 Mio. Betrachtet man nur das dritte Quartal, sieht man dunkle Wolken aufziehen. Die Ebit-Marge ging auf 1,2 Prozent zurück, von 4,1 im Vorjahr. Das Ergebnis vor Steuer ist mit 7,9 Mio. bereits negativ.

Weil Kovats die Aktie für unterbewertet hält, hat er 10 Prozent des Kapitals zurückgekauft (je zur Hälfte über den Konzern und privat) und dafür rund 14 Euro pro Aktie bezahlt. Derzeit liegt der Kurs bei 10 Euro.