Banken gehen zum Teil koordiniert vor. | Clearing-Stelle soll innerhalb weniger Tage stehen. | Wien. Das Banken-Hilfspaket der Regierung hatte noch nicht einmal den Nationalrat passiert, da machte sich am Montag in den heimischen Banken schon hektische Betriebsamkeit breit. Vor allem die fünf größten Institute des Landes, Bank Austria, Erste Bank, Raiffeisen Zentralbank, Volksbanken und Bawag, dürften maßgeblich an der praktischen Umsetzung des Maßnahmenbündels beteiligt sein.
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Insbesondere gilt es dabei, einen Mikado-Effekt zu vermeiden. Gerade, was Eigenkapitalspritzen seitens des Bundes angeht, könnten selbst Banken sehr zurückhaltend sein, die eine derartige Hilfe eigentlich gerne in Anspruch nehmen würden. Denn: Als Erster bewegen will sich dabei natürlich niemand, da dies einem Eingeständnis gleichkäme und Investoren vergraulen könnte. Derzeit drängen sich zwei mögliche Wege auf, um einem derartigen Banken-Mikado doch noch zu entgehen.
So darf die Finanzmarktaufsicht in Zukunft den heimischen Instituten höhere Eigenkapitalquoten vorschreiben, um deren Bilanzen zu stärken. Die Banken hätten dann gar nicht die Wahl zuzuwarten, bis es unter Umständen zu spät ist. Dass die Aufsichtsbehörden von dieser Ermächtigung Gebrauch machen werden, hat der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank, Ewald Nowotny, bereits am Sonntag in der "ORF-Pressestunde" angekündigt. Sollten die Eigentümer das nötige Kapital nicht aufbringen können, würde der Staat einspringen, so Nowotny.
Staatliche Kapitalspritze
Die zweite Möglichkeit wäre eine konzertierte Hilfsaktion für sämtliche systemrelevanten Banken. Laut APA hätten Parlamentarier von Plänen berichtet, denen zufolge sich die fünf größten Institute gemeinsam um eine staatliche Kapitalspritze bemühen würden, um den Druck von der gesamten Branche zu nehmen.
Dies wurde am Montag jedoch von den Banken in Abrede gestellt. Beteiligungen des Staates seien kein Thema, so der Grundtenor. Gemeinsam dürften einige der Großbanken jedoch beim Aufbau der sogenannten Clearing-Stelle für die Abwicklung von Zwischenbankkrediten vorgehen. Diese ist zwar mit einer Staatshaftung ausgestattet, soll aber im Eigentum betroffener Institute stehen.
Die Clearing-Stelle könne innerhalb weniger Tage eingerichtet sein, heißt es aus mit der Angelegenheit vertrauten Experten. Generell wird davon ausgegangen, dass diese Möglichkeit der Liquiditätsbeschaffung von den heimischen Banken stark genutzt werden wird. Wegen der Finanzkrise vergeben Banken sich gegenseitig nur mehr sehr zurückhaltend Kredite.