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Versicherungsmathematiker raten zu Überprüfung des Datenmanagements.
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Wien. "Risikomanagement kann zum Risiko werden, wenn es falsch gemacht wird oder wenn man sich verzettelt", sagt Christoph Krischanitz, Chef des versicherungsmathematischen Beraterunternehmens arithmetica. Durch das Unternehmensrechtsänderungsgesetz, strengere Kontrolle der Banken bei Kreditvergaben und kritischere Kunden ist Risikomanagement zum neuen Modewort geworden.
Die Idee ist, Risiken im Unternehmen zu identifizieren und dokumentieren sowie mögliche Vorkehrungen zu treffen oder Notfallpläne zu erstellen. Aber Krischanitz weiß aus der Praxis, dass viele Unternehmen Listen mit hunderten von Risiken erstellen, die dann - meist aus Budgetgründen - einfach abgeheftet werden.
Laut seinen Recherchen haben etwa 80.000 der rund 400.000 Unternehmen in Österreich ein Risikomanagementsystem. "Aber das heißt nicht, dass sie effizientes Risikomanagement betreiben", so Krischanitz.
Auch Johann Oswald, Vorstand der Allianz Gruppe in Österreich, warnte in einer Presseaussendung zur diesjährigen weltweiten Risk-Pulse-Umfrage des Versicherers, dass die Allianz zwar "ein ausgeprägtes Bewusstsein für wirtschaftliche Risiken" bei den Kunden beobachte, dass das aber nicht unbedingt bedeute, "dass man in jedem Fall damit auch richtig umgeht".
Volkswirtschaftliche Risiken machen am meisten Angst
Die Umfrage ergab, dass sich 25 Prozent der Unternehmer weltweit derzeit vor volkswirtschaftlichen Risiken fürchten und weitere 16 Prozent vor Unterbrechungen im Produktions- oder Lieferprozess. "In unserer vernetzten und globalisierten Welt sind Risiken eng miteinander verknüpft und lösen so Kettenreaktionen aus", erklärt Oswald. Ein Risiko, das nur wenige Unternehmer, nämlich nur ein Prozent, als Bedrohung sehen, sind EDV-Probleme. "Dabei können IT-Ausfälle - sei es infolge von Hackerangriffen oder durch menschliches Fehlverhalten - schnell Folgekosten und Umsatzausfälle in Millionenhöhe verursachen", so die Allianz.
Krischanitz sieht eines der Hauptprobleme im fehlenden Daten- und Informationsmanagement. "Einige Firmen haben den Kundenstand hinsichtlich Ausfallswahrscheinlichkeiten schlecht bewertet oder unzureichendes Datenmaterial über die Personalentwicklung", erläuterte der Versicherungsmathematiker. Er betonte, dass Risiken immer nach Priorität eingestuft und dass die Risikomanagementprozesse regelmäßig überprüft werden müssen. Um die Kreativität bei der Risikoidentifizierung zu steigern, schlägt Krischanitz vor, den Denkprozess umzudrehen. "Stellen Sie sich zum Beispiel die Frage: Was muss man tun, um seine Kunden loszuwerden?"