Ein nach ihren Worten "zukunftsweisendes und langfristiges" Garantiemodell für den Kongresstourismus präsentierte Staatssekretärin Mares Rossmann gestern im Wirtschaftsministerium. Gerade der | sensible Bereich des Kongresstourismus gab in letzter Zeit durch kolportierte Stornos von 6,8% der Kongressnächtigungen Anlass zur Sorge.
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Gemeinsam mit der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank (ÖHT) und der Bürges Förderungsbank des BMwA wurde nun ein Modell erarbeitet, das dem Veranstalter einen Teil des Risikos, das durch
Absagen und Stornos entstehen könnte, abnehmen soll.
Das Modell sieht vor, jenen Veranstaltern, die zur Abwicklung ihrer Kongresse ein professionelles österreichisches Unternehmen · sogenannte PCOs (Professional Congress Organisers) wie etwa Mondial
oder das Österreichische Verkehrsbüro · beauftragen, eine Ausfallshaftung von 30% der erwarteten Einnahmen zu gewährleisten. 70% davon soll der Bund tragen, 30% beträgt der Risikoanteil der PCOs. Vom
Veranstalter wird eine Bearbeitungsgebühr für den Verwaltungsaufwand eingehoben.
Franz Hartl von der ÖHT betonte ausdrücklich, dass sich die Risikominimierung des Modells nur auf den Ausfall von Einnahmen beschränke. Ausgabenüberschreitungen müsse der Veranstalter selbst
verantworten. Sowohl Hartl als auch Helmut Dorn von der Bürges sprachen von einem kalkulierbaren Risiko, da der Kongressveranstalter einen Erfolgsnachweis über schon durchgeführte Kongresse zu
erbringen habe. Anträge können ab 1. Mai direkt bei der ÖHT bzw. Bürges eingebracht werden.
Laut Walter Straub vom Hofburg Kongresszentrum Wien werden derzeit rund 30% der Kongresse, die in Österreich veranstaltet werden, von PCOs organisiert. Der große Rest der Veranstalter wird wie bisher
auch von der Bürges betreut, die mit einem Garantierahmen von 3,5 Mrd. Schilling die Fälle mit geringerem Haftungsumfang bearbeitet.
Straub, der zuletzt mehrmals eindringlich auf die heikle Situation im Kongresstourismus hingewiesen hatte, zeigte sich erfreut über das Modell, mit dem die Regierung mit "Lichtgeschwindigkeit" auf
die durch die Regierungsumbildung entstandenen internationalen Probleme reagiert hätte. Ob sich internationale Sponsoren · etwa die Pharmaindustrie · in gleichem Ausmaß wie bisher für Wien bzw.
Österreich als Kongressstandort engagieren würden, könne man jetzt allerdings noch nicht abschätzen so Straub.
Mit Gesamtsteuereinnahmen von rund 743 Mill. Schilling aus dem Bereich Kongresstourismus und einer Umwegsrentabilität von etwa 5.000 Schilling pro Tag und Teilnehmer gehört das Kongresswesen zu den
lukrativsten touristischen Segmenten.