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Ritterschlag und Osternest

Von Reinhold Aumaier

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Franz Koglmann, Max Nagl, Otto Lechner, Karl Ritter. Vier zeitgenössisch-rotweißrote Musiker aus der allerersten Reihe. Für sie allein müsste man Österreich 1, wäre es nicht existent, schleunigst erfinden. Am Montag porträtierte Giselher Smekal in "Aus dem Konzertsaal - Jazz" den abenteuerlich vielseitigen Gitarristen Karl Ritter. Dafür gebührt den Programmverantwortlichen der gleichnamige Schlag. Anders formuliert: Es gehört zu den immer wieder staunen machenden Erlebnissen, dass es der aktuellen Zeitgenossenschaft der Abt. Menschheit ab und zu gelingt, große lebende Künstler nicht nur als solche wahrzunehmen, sondern gleichsam auch so etwas wie (hoch-)leben zu lassen; ja sie gebührend zu feiern.

Apropos feiern: das froh stimmen sollende Osterfest naht. So manches Nest will gefüllt werden. Hier zwei heiße Empfehlungen aus Rezensentenhand. Zum einen das Buch namens "Rot". Die Autorin heißt Anne Carson. Sie ist soundsoviele Jahre alt, in ihrem Hauptberuf eigentlich . . . 's ist alles schnurzegal. Wenn sie eine die Zeiten und die erzählte Zeit aufhebendes, gleichermaßen abenteuerliches wie vergnügliches und mittlerweile hochgepriesenes Stück Literatur suchen, dann hinein in die Buchhandlung und heraus mit dem Buch! Es winkt: für wenig Geld reichlich Abenteuer für'n Kopf. Ebenfalls genügend Aufregung für den Kopf, aber ebenso Schmeichelhaftes fürs Herz und Aufrüttelndes für die Beine bietet die kostenintensivere, aber im 3-8-Minutentakt alles mehrfach zurückgebende 5er-CD-Box "Artie Shaw - Selfportrait". Was der einzigartige Klarinettist und berühmte Ehemann zwischen 1936 und 1954 mit seinen grandiosen Bands eingespielt hat, zählt zu den ostereiergroßen Perlen der Musik des 20. Jahrhunderts.