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Rituelles im Ort

Von István Orbán

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Mittwoch nachts in "Zeit-Ton" in Ö1 gab's ein Porträt von Hermann Nitsch. Ja, ja: des Malers, Aktionisten, Orgien-Mysterien-Theatralikers und auch Komponisten weiter Strecken der dabei zu hörenden Musiken. Darum ging es natürlich in der Sendung. "Das Essen und Trinken, die Rituale und Prozessionen, deren man teilhaftig wird, die Gerüche und die Musik bündeln sich zum Gesamtkunstwerk", sagte Gestalter Christian Scheib. Und zur Musik: " . . . niederösterreichische ,Tanzlmusi' und südböhmische Blasmusik, groß dimensioniertes Schlag- und Lärmzeug, sowie das eigentliche Orchester in quasi-symphonischer Besetzung, das hauptsächlich zum Auf- und Abbau von langen, differenzierten, manchmal orgiastischen Klangflächen und Klangzuständen eingesetzt wird, sowie eine selten zu hörende, aber durchlaufende Quart-Quint-Orgeltonkombination." - Die hab ich gar nicht gehört, dafür umso mehr vom anderen. Im schlechten Falle war das langweilig, im besseren machte der Heidenlärm einen Heidenspaß und evozierte (zumindest bei mir) Fellini-hafte Bilder.

"Als ich begonnen hab' Musik zu machen, da war überall dieser Webern'sche Dialekt, dieser Akzent . . . Da bin ich dann einen ganz anderen Weg gegangen . . .", sprach Nitsch, und das klang mir dann doch etwas geschmäcklerisch oder gar kokett. Ganz banal hingegen klang das Musikbeispiel aus seinem "Harmoniumwerk, Band 5": endlos lange reine Dreiklänge, dazu mal in der rechten, mal in der linken Hand mäßig dissonante Einsprengsel. Aber was sagte Christian Scheib über Nitschs Musik: " . . . sie ist eine präzise, wenn auch orgiastische Verankerung all des Abendländisch-Rituellen im Ort des Geschehens . . .". - Ach so! Na dann. . .