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Ingrid Turnher hat beim "ZiB 2"-Adieu für Robert Hochner geweint. Natürlich um den Menschen; aber auch um den tapferen Kollegen - den Vorkämpfer und Mitstreiter, was das Ringen um freien, objektiv ausgerichteten Journalismus in einer westlichen Demokratie anno 2001 betrifft. Diese erkämpfte, gepflegte und verteidigt werden müssende Errungenschaft wird massiv bedroht: Im wahrsten Wortsinn von oben herab. Ein "beklagenswerter" Zustand ist erreicht. Wir befinden uns direkt "am Schauplatz"; nicht nur eine halbe Stunde pro Woche, sondern rund um die Uhr. Wir sind gespannt, denken uns unser Teil und nehmen mit dem vorlieb, was uns bleibt: nämlich weiterzumachen. Unbeirrt dorthin zu schauen und zu hören, wo's weh tut. Wo die Kultur gleichsam nebenbei verfällt - in den kleinen, scheinbar nebensächlichen Dingen. Etwa dann, wenn der Quote wegen öffentlich-rechtlich Mobbing zelebriert wird; dazu der Kampf um "die Million" - ohne die es ja heute kein Auskommen mehr zu geben scheint. "Taxi Orange" - ein Musterbeispiel für Schau-Prozesse der höchst zweifelhaften Art. Oder die Weise, mit der man neuerdings den Filmabspann mit dem "Bleiben Sie dran!"-Terror für die nächste Sendung abwürgt. Ebenso hinüber Herr A. Felber donnerstags im "ZiB"-Sport. Er kommentierte das Schülerliga-Finale im Tonfall eines Märchenonkels & Kinderverzahrers, dass man sich fragte, wo haben Singsang gelernt und kriegen dafür auch noch bezahlt, der Herr?! Aber heute scheint ja alles möglich und erlaubt. Herr Ian Bostridge zerhaucht und karikiert mit seinem Stimmchen Schuberts "Winterreise". Und Österreich 1 überträgt die Schand'. Kurzum: Der Kampf um den ganz großen Kuchen ist voll entbrannt; wir wollen uns trotzdem nicht mit verdorbenen Rosinen abspeisen lassen.