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Robert Mugabe - Held und böser Bube

Von Ralf E. Krüger

Politik
Robert Mugabe als Zankapfel beim EU-Afrika-Gipfel. Foto: ap

Simbabwes Präsident genießt provokative Auftritte. | Johannesburg. (dpa) Simbabwes Präsident Robert Mugabe, so heißt es, genießt provokative öffentliche Auftritte im Lager seiner Kritiker. In einem Alter, in dem sich andere längst einem beschaulichen Lebensabend hingeben, überrascht der 83-Jährige immer wieder durch eine unbeugsame Haltung, durch harsche Attacken auf seine Gegner und eine geschliffene Rhetorik. In Lissabon auf dem EU-Afrika-Gipfel dürfte das kaum anders sein.


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Trotz allen internationalen Drucks wegen brutaler Menschenrechtsverletzungen konnte er seine Teilnahme dort durchsetzen - im Bewusstsein, sich erneut auf die Solidarität der Afrikaner stützen zu können.

Dabei steht der Mann, der einst als Hoffnungsträger Afrikas galt, politisch vor einem Scherbenhaufen. Auf fünf Millionen wird die Zahl der Simbabwesen geschätzt, die vor dem Chaos ins Exil geflohen sind, auf mindestens 15.000 Prozent die Inflationsrate. Sie kann zunehmend schwerer ermittelt werden, weil es in den Geschäften kaum noch Waren gibt, an deren Preis man die Teuerung messen könnte.

Seit 2000 trieb er die brutal durchgesetzte Vertreibung weißer Farmer voran, die unter anderem zu Getreidemangel und Hungersnöten geführt hat. Presse- und Meinungsfreiheit blieben unter seiner Ägide auf der Strecke, die Opposition wird schikaniert und mundtot gemacht.

Doch lautstarke Kritik an den Menschenrechtsverletzungen, der Verfolgung Andersdenkender oder der gewaltsamen Wahlbeeinflussung ist in Afrika kaum zu vernehmen. Dort gilt der alternde Mugabe nach wie vor als Held des Befreiungskampfes, der es dem Westen so richtig gezeigt hat und zeigt. Ob seine Rhetorik plausibel ist oder nicht - sie trifft auf aufnahmebereite Ohren.

Afrikaner gegen Simbabwe-Debatte

Im Vorfeld des Gipfels in Lissabon machten die Afrikaner daher klar: Wir lassen uns die Tagesordnung nicht diktieren. Die regionale Staatengemeinschaft SADC ging im Bemühen, Mugabe vor aller Kritik abzuschirmen, sogar noch weiter. Deren Exekutivdirektor Tomaz Salomao betonte, dass die Länder des südlichen Afrikas Diskussionen über Simbabwe einfach nicht erlauben werden.

"Das ist so, als ob man Hitler 1940 trifft und nicht über den Krieg spricht", meinte die südafrikanische Zeitung "The Citizen", die bereits im Vorfeld von einer Farce sprach. Es sieht daher kaum danach aus, dass die Europäer dem seit knapp 28 Jahren regierenden Autokraten die Leviten lesen oder zum Abschied von der Macht drängen werden.

Eine Gruppe internationaler Schriftsteller um Nadine Gordimer, Mario Vargas Llosa oder Günter Grass, die im Juni Mugabes Rücktritt gefordert hatten, hielt der EU daher Feigheit vor.

Südafrika betreibt seit sieben Jahren eine erfolglose Vermittlungspolitik, hofft aber weiter auf einen Verhandlungserfolg im eskalierenden Konflikt zwischen Mugabes Zanu(PF)-Partei und der oppositionellen Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC). 2008 plant Mugabe, sich erneut zur Wahl zu stellen - bei einem Wahlsieg könnte er dann bis zum 90. Lebensjahr weiter regieren.