Zum Hauptinhalt springen

Robert S. Mueller löst Louis Freeh ab

Von Gabriele Chwallek

Politik

T-Shirts mit der Aufschrift FBI sind zurzeit in den USA nicht der Renner, der sie mal waren. Zu viel hat man in jüngster Zeit über peinliche Pannen bei der einst so makellos glanzvollen Bundeskriminalpolizei gehört und gelesen.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 23 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Verschwundene Computer und Waffen, vergessene Prozess-Unterlagen, ein hochkarätiger Spion in den eigenen Reihen und Vertuschungsmanöver nach Fehlern: Das sind nur wenige Beispiele aus einer ganzen Serie von Problemen, die das Federal Bureau of Investigation in ein Tief gebracht haben.

Jetzt soll ein neuer Chef die Polizeimacht wieder aufmöbeln. Robert S. Mueller, bis vor kurzem Bundesanwalt für einen Teil Kaliforniens, ist nun vom Senat als Nachfolger des nach acht Jahren ausgeschiedenen Louis Freeh bestätigt worden. Während des Anhörungsverfahrens bezeichnete er es als höchste Priorität, "das Vertrauen des amerikanischen Volkes in das FBI wiederherzustellen". Mueller versprach mehr Effizienz, ein besseres Management, mehr Überschaubarkeit und verbesserte Technologien.

Auf dem Weg dorthin wird ihn der US-Kongress, der nach der Pannenserie gleich mehrere Untersuchungen eingeleitet hatte, zweifellos mit Argusaugen beobachten. Schließlich ist das FBI mit seinen 11.000 Spezialagenten eine kostspielige Einrichtung: Sein jährliches Budget liegt bei 3,6 Mrd. Dollar (56,3 Mrd. S). Geldmangel ist also nicht schuld an den Problemen und Fehlern, die das FBI seit Anfang der neunziger Jahre plagen.

Freeh, so sagen Kritiker, hätte wenig Erfahrung im Management besessen. Er sei außerdem eine Art "einsamer Wolf" gewesen und habe zu selten den Rat von eigenen Beamten eingeholt. Eine unkluge Personalpolitik habe zudem zu einer zu starken Verjüngung des FBI geführt. Es fehlten erfahrene Kräfte. Mueller soll das alles nun ändern. Die Vorschusslorbeeren sind groß. "Er passt perfekt für diese Aufgabe, er ist genau das, was der Doktor als Medizin verordnet hat", lobte etwa Senator Charles Schumer.