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Robin Cook, Blairs schärfster Kritiker, erlag Herzversagen

Von Rainer Mayerhofer

Politik

Der frühere britische Außenminister und Fraktionsvorsitzende der Labour Party im Unterhaus, Robin Cook, ist Samstagabend im Alter von 59 Jahren einem Herzversagen erlegen, nachdem er bei einer Bergtour in seiner schottischen Heimat zusammengebrochen war.


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Premierminister Tony Blair würdigte Cook als "herausragendes, außergewöhnliches Talent, brillant und prägnant in der Debatte, unglaublich fähig und von großer Überzeugungskraft". Dabei galt Cook, der der Parteilinken angehörte, als der größte innerparteiliche Gegner Blairs. Im März 2003 war er von seiner Funktion als Fraktionschef aus Protest gegen das britische Engagement im Irak-Krieg zurückgetreten. In einer viel beachteten Rede, für die ihm auch seine Gegner Respekt zollten, hatte er kritisiert, dass Blair an der Seite von US-Präsident George W. Bush britische Truppen in den Irak geschickt hatte, obwohl dafür kein UN-Mandat vorgelegen ist. Erst jüngst hatte er Blair neuerdings widersprochen, als dieser keinen Zusammenhang zwischen dem britischen Engagement im Irak und den Anschlägen auf das Londoner U-Bahn-Netz erkennen wollte.

Der am 28. Februar 1946 bim schottischen Belshill geborene Sohn eines Chemieprofessors, dessen Großvater, ein Bergarbeiter, wegen der Unterstützung des Generalstreiks im Jahr 1926 auf den schwarzen Listen der Arbeitgeber gestanden war, hatte sich schon früh der Politik zugewandt. Während seines Literaturstudium an der Edinburgher Universität war er 1966/67 Vorsitzender der schottischen Vereinigung der Labour-Studenten. Von 1979 bis 1972 war er Parteivorsitzender in Edinburgh, 1974 wurde er erstmals als Vertreter von Edinburgh ins Unterhaus gewählt, dem er bis zuletzt angehörte, seit 1983 als Vertreter des Wahlkreises Livingston.

Als Tony Blair 1994 Labour-Parteichef wurde, galt Cook als einer seiner engsten Mitarbeiter und als Hoffnung der Parteilinken. Nach dem Labour-Wahlsieg vom 1. Mai 1997 wurde Cook von Blair mit dem Amt des Außenministers betraut und war im Ersten Halbjahr 1998 EU-Ratsvorsitzender. In dieser Funktion setzte er sich u.a. für eine Wiederbelebung des Nahost-Friedensprozesses ein, holte sich aber in Israel eine schroffe Abfuhr. Besonders wurde ihm angekreidet, dass er den traditionellen Besuch in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem abgelehnt hatte.

Privat geriet Cook in Turbulenzen, als die britische Skandalpresse seine Beziehung zu seiner Sekretärin Gaynor Regan breitwalzte, die er nach der Trennung von seiner Ehefrau Margaret im April 1998 heiratete.

Nach den Neuwahlen wurde Cook am 10. Juni 2001 überraschend als Außenminister durch den bisherigen Chef des Innenressorts Jack Straw abgelöst, bekam aber das Amt des Fraktionssprechers im Unterhaus, das im Ministerrang steht. Im Mai 2001 war Cook mit großer Mehrheit zum Parteivorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei Europas gewählt worden.

Robin Cook, der bei den jüngsten Unterhauswahlen seinen Wahlkreis klar behauptet hatte, wurden gute Chancen nachgesagt, nach dem Abtreten Blairs wieder in höchste Ämter zu gelangen. Seit seinem Rücktritt im März 2003 war er ein gefragter Kommentator in den britischen Medien.