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Rocco & die Herzschrittmacher

Von Werner Grotte

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Auf den ersten Blick war der Mittwoch Abend für Gern-Fernseher ein Grenzfall Richtung TV-Totalabstinenz: Uefa-Fußballorgien, US-Fließband-Krimiserien, unappetitliche Doku-Soaps, "Lets Dance" und Filme nur auf Dauerwerbeunterbrechersendern à la Kabel1. Doch da, der Hoffnungsschimmer: Auf ARD versprach eine "Musikkomödie" mit dem Titel "Die Spätzünder" zumindest eine interessante Besetzung rund um Hauptdarsteller und Tatort-Leichenbeschauer Jan Josef Liefers. Musikkomödie? War die nicht mit Hans Moser oder spätestens Peter Alexander ausgestorben? Nein. Der fast neue deutsch-österreichische Film (aus 2009) brachte tatsächlich flotte, geistreiche und mit teils respektlos-morbiden Pointen nur so gespickte Unterhaltung in bester alter Wien-Film-Tradition.


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Neben dem fast bartlosen Liefers, der hier Rocco hieß und statt einer Gefängnisstrafe den Sozialdienst im Altersheim antreten musste, glänzten als todessehnsüchtige Rollstuhl-Lady Ex-Kottan-Gattin Bibiana Zeller, Pfarrer Braun-Bischof Hans Michael Rehberg und ein stoppelbärtiger "Blacky" Fuchsberger (84), der die Heimtristesse mit Alkohol- und Zigarettenschmuggel aufweichte. Natürlich stellt Lebenskünstler Rocco den Betrieb bald auf den Kopf, macht die Alten verrückt, wird entlassen, polizeilich gesucht und sogar von seiner geliebten Rockband als Gitarrist ersetzt. Die Alten holen ihn aber zurück und lassen sich von ihm heimlich als Combo "Rocco & die Herzschrittmacher" aufbauen. Mit ihnen gewinnt er den begehrten Nachwuchs-Wettbewerb in Internet und Fernsehen, deklassiert seine untreue Ex-Band - und geht zufrieden die Geldstrafe absitzen. Banal? Konstruiert? Unreal? - Oh nein. Einfach ein (unerwartet) erfreulicher TV-Abend.