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Man kann sich noch dunkel daran erinnern, wie im letzten Jahr ein paar Privatradios auf Sendung gingen, wie gelbe Antennen sich stolz emporreckten und dann nach ersten Umfragedaten jämmerlich
einknickten. Nachdem das Klonen des Ö-3-Modells nicht erfolgreich gelingen wollte, versucht man sich mittlerweile gegenseitig zu kopieren, ein "Musikmix" gebiert den anderen · und letztlich spielen
alle wiederum das Gleiche. Seltsam, dass in Österreich die an sich belebende Konkurrenz bei Medien sofort zu Nivellierung und Verwechselbarkeit führt (am Zeitschriftensektor exerzieren das die
Montags-Zwillingsmagazine ja derzeit beispielgebend vor). Rollt man also die Frequenzen rauf und runter, weiß man nach wie vor nicht, bei welcher Station man sich gerade befindet: überall der gleiche
Einheitspop mit hohem C-Faktor (Collins, Clapton, Cocker), mal weicher, mal härter.
RTL Wien bevorzugt die härtere Version und spielt von 10 bis 14 Uhr "Rock bei der Arbeit". Was man für eine strenge Kleidervorschrift halten könnte (kurz oder lang?) ist nichts anderes als die
hämmernde Variante des Galeerenradios: Hier wird für Akkordarbeiter einfach ein schnellerer Takt vorgegeben · Aerosmith für Autoschlosser, Black Sabbath für Sargtischler. Der Dienstleistungsbranche
ist das zu flott und ungehobelt, die lässt sich lieber mit weicheren Klängen von der Arbeit abhalten. Abba passt zum Bleistiftspitzen einfach besser als Zappa.