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Rolle der Grünen entspricht mehr der eines Motors denn eines Innovators

Von Christian Rösner

Analysen

Die neue rot-grüne Regierung in Wien hat sich zum Ziel gesetzt, den Anteil des motorisierten Individualverkehrs um ein Drittel zu reduzieren. Und zwar soll das unter anderem durch die Ausweitung des Parkpickerls geschehen, durch den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, des Radwegenetzes und der Park-&-Ride-Anlagen, durch Ampel-Bevorrangung von Bim und Bus sowie durch Förderung von E-Bikes & Co.


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Während kritische Stimmen auf die Frage "Wie soll das gehen?" mit einem ungläubigen "Gar nicht" antworten, finden es die Verkehrsexperten prinzipiell gar nicht einmal so unwahrscheinlich.

Nämlich zum einen, weil einige der genannten Maßnahmen schon im Masterplan Verkehr festgeschrieben und deren Wirksamkeiten belegt wurden. Und zum anderen, weil der Erfolg eines solchen Vorhabens vom Zeitkontext abhängig ist. Und Zeitraum wird in der Koalitionsvereinbarung keiner genannt.

Außerdem entspricht das genannte Drittel des Individualverkehrs nur 10 Prozent des gesamten Verkehrs. Das heißt, der Individualverkehr macht in Wien zwischen 32 und 34 Prozent des gesamten Verkehrs aus - und auf 22 bis 24 Prozent will Rot-Grün kommen.

Geht man nun von einem Zeitrahmen von zehn Jahren aus, sind die von Rot-Grün definierten Ziele nur um eine kleine Spur ambitionierter als jene, die im Masterplan Verkehr definiert wurden. Denn hier ist von einer Reduktion des Individualverkehrs auf 25 Prozent bis 2020 die Rede. So gesehen entspricht die grüne Regierungsbeteiligung mehr einem Motor denn einem Innovator.

Dennoch ist das Ziel auf gut Wienerisch gesagt noch keine "gmahte Wiesn". Eine wichtige Voraussetzung dafür wäre die Rücknahme der Stellplatzverpflichtung in der Bauordnung, wie etwa Harald Frey vom Institut für Verkehrswissenschaft meint. Denn wenn pro neu gebauter Wohnung mindestens ein Parkplatz zur Verfügung gestellt werden muss, dann werde man dazu animiert, ein Auto zu haben. In Berlin und Zürich hat man diese Regelung schon längst zurückgenommen. In dem neu entstehenden Stadtteil in Aspern wurde laut dem Experten gerade einmal eine Reduktion von 30 Prozent geschafft. Auch der von Rot-Grün angekündigte Ausbau der Straßenbahnen statt der teuren U-Bahn sei unverzichtbar - sowie auch die Ausweitung des Parkpickerls. Und die Belebung der Fußgängerzonenbereiche: Denn wenn die Einkaufsstraßen leicht mit Öffis erreichbar sind, verzichtet man eher auf die Fahrt zum Einkaufszentrum.

Siehe auch:Parkpickerl: Wiental bis Donaukanal