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Bis gestern Nachmittag waren bereits mehr als zwei Millionen Pilger in Rom eingetroffen, die heute an den Beisetzungsfeierlichkeiten für Johannes Paul II. teilnehmen wollen. Die Behörden in der italienischen Hauptstadt schätzen, dass bis zu fünf Millionen Menschen die Begräbniszeremonien direkt verfolgen wollen. Nachdem am Mittwochabend der weitere Zutritt zum Petersplatz unterbunden worden war, hat sich die Lage gestern etwas entschärft und es wurden wieder Leute in die Warteschlange gelassen. Geplant war, den Zugang zum Petersdom am Donnerstagabend um 22 Uhr zu sperren.
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Am Donnerstag durften sich neu ankommende Pilger, darunter Tausende von Polen, doch in die Warteschlange einreihen, um vom Papst Abschied zu nehmen. Die Wartezeit ist jedoch nicht mehr so lang wie in den vergangenen Tagen. Um 22 Uhr wurden der Petersdom und auch der Petersplatz wegen der Vorbereitungen für das Begräbnis gesperrt.
In ganz Rom waren gestern keine Unterkünfte mehr zu bekommen. Das Gelände um das Olympiastadion wurde in ein Zeltlager für polnische Pilger umgewandelt.
Wegen der Teilnahme von zahlreichen Spitzenpolitikern aus aller Welt gelten in der italienische Hauptstadt seit Tagen besonders strenge Sicherheitsvorkehrungen. Der Luftraum über Rom blieb weiterhin gesperrt. Auf dem Flughafen Fiumicino wurde jeder zweite Linienflug abgesagt, der Militärflughafen Ciampino, wo viele Staatsgäste ankommen, bleibt bis Freitag Mitternacht gesperrt. Es ist die Ankunft von 110 Sonderflugzeugen mit Staatsgästen und weiteren 60 Linienfliegern mit offiziellen Delegationen vorgesehen. Für den Schutz der rund 200 Spitzenpolitiker aus aller Welt werden mehr als 1.500 italienische Sicherheitsbeamte abgestellt.
Für die Papst-Beisetzung gibt es aber nach Angaben der Sicherheitsbehörden in Rom keine konkrete Terrorgefahr. Es lägen keine "konkreten und unmittelbaren Warnungen" vor. Größeres Kopfzerbrechen macht den Behörden der enorme Andrang der Gläubigen. "Die wirkliche Gefahr geht von den Menschenmassen aus", sagte ein Verantwortlicher. Die römischen Behörden warnten vor einer Anreise im PKW. Rom wird am Tag des Begräbnisses von 2 bis 18 Uhr für den Individualverkehr gesperrt. Aber auch die U-Bahn stellt um Mitternacht ihren Betrieb ein. Auch die Schulen und die öffentlichen Büros bleiben geschlossen.
Über die ganze Stadt verstreut können die Rom-Besucher auf 27 riesigen Bildschirmen die Trauerfeier auf dem Petersplatz verfolgen. Die Bildschirme sind u.a. im Kolosseum, im Circus Maximus, auf der Piazza del Popolo, sowie vor den Basiliken San Giovanni in Laterano, San Paolo und Santa Maria Maggiore aufgestellt, um die Menge der Pilger zu dezentralisieren. Selbst im Gefängnis Regina Coeli können die Häftlinge die Trauerfeier auf einem Riesenbildschirm sehen.
Inzwischen fanden im Vatikan die letzten Vorbereitungen in Hinblick auf das Begräbnis statt. Am Donnerstagabend fand eine Prozession ab der Lateranbasilika statt, an der sich vor allem katholische Jugendliche beteiligten.
Das Begräbnis beginnt am heute um 10 Uhr und wird drei bis vier Stunden dauern und wird weltweit von zahlreichen TV-Anstalten übertragen.
Laut Meteorologen war Petrus nicht in die Vorbereitungen eines perfekten Ablaufs der Trauerfeier eingebunden. Es ist mit einer Wetterverschlechterung zu rechnen.
Der römische Polizeichef Serra appellierte an die Gläubigen, nach der Trauerzeremonie nicht fluchtartig die Stadt zu verlassen, um ein Verkehrschaos zu vermeiden.
30 Tonnen Müll
Hochbetrieb haben derzeit auch Roms Müllmänner. In der Nacht zum Donnerstag wurden in der Gegend von St. Peter 30 Tonnen Müll eingesammelt, größtenteils leere Plastikwasserflaschen.