Papst traf Oberen der "Lefèbvrianer". | Taizé-Gründer ist kein Kandidat für eine Seligsprechung. | Vatikan. Ein "Klima der Liebe zur Kirche" prägte am Montag laut Vatikanischem Pressesaal eine Begegnung in Castel Gandolfo. Papst Benedikt XVI. empfing Bischof Bernard Fellay, der nach dem 1991 verstorbenen französischen Erzbischof Marcel Lefèbvre als Generaloberer die Priesterbruderschaft "St. Pius X." leitet.
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Die Traditionalisten mit ihrer Zentrale in Ecône in der Schweiz haben mehr als 200.000 Anhänger in rund 40 Staaten, darunter auch in Österreich, wo sich Volksanwalt Ewald Stadler offen zu ihnen bekennt.
Lefèbvre hatte mit seiner Gruppe einige Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils, vor allem hinsichtlich Liturgie und Religionsfreiheit, abgelehnt. Unerlaubte, aber kirchenrechtlich nicht ungültige Bischofsweihen trugen 1988 ihm und den vier von ihm Geweihten, darunter Fellay, die Exkommunikation ein. Manche der damaligen Lefèbvre-Anhänger ordneten sich daraufhin als "Petrusbruderschaft" Rom unter, das für die Traditionalisten eine eigene Kommission - "Ecclesia Dei" - einrichtete und ihnen zugestand, Messen im vorkonziliaren Ritus zu feiern.
Sowohl Fellay, der vor der Begegnung angekündigt hatte, er wolle den Papst zur Aufhebung der Exkommunikation und zur uneingeschränkten Zulassung des alten Messritus auffordern, als auch Benedikt XVI. bekundeten den Wunsch nach "Wiederherstellung der vollen Gemeinschaft", zeigten sich aber der vorhandenen "Schwierigkeiten" bewusst.
Zu Gerüchten, für den vorige Woche beerdigten protestantischen Taizé-Gründer Frère Roger Schutz könnte ein Seligsprechungsverfahren eröffnet werden, meinte der emeritierte Wiener Kirchenrechtler Bruno Primetshofer gegenüber der "Wiener Zeitung", dies sei bei einem Nicht-Katholiken "nicht vorstellbar". Außerdem wäre es "ökumenisch unklug", Personen aus anderen Kirchen für sich zu vereinnahmen.