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Roma-Integration per Missionierung

Von WZ-Korrespondentin Karin Bachmann

Europaarchiv

Slowakei: Religion fördert laut Studie Eigenverantwortung bei den Roma. | Bratislava. Die Roma in der Slowakei gelten als weitaus glaubensfester als der Rest der Bevölkerung. Bei der Volkszählung von 2001 gaben jedenfalls nur acht Prozent aller als "Roma" Erfassten an, keiner Religionsgemeinschaft anzugehören - beim Rest der Bevölkerung jeder Fünfte. Allein 15 der im Nachbarland registrierten Kirchen und Religiongemeinschaften bemühen sich denn auch schon seit Jahren besonders um Menschen in Roma-Siedlungen. Gründlich erforscht wird dieses Phänomen aber erst seit März. Unter der Ägide von Tatiana Podolinska vom Ethnologischen Institut der Slowakischen Akademie der Wissenschaften untersucht ein 19-köpfiges Team, inwiefern sich Roma durch Pastoralarbeit in die Gesellschaft eingliedern lassen. Dabei haben einige Mitarbeiter auch längere Zeit unter Roma gelebt.


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"Bisher zielen die meisten Projekte darauf ab, Roma bestimmte Kenntnisse und Fähigkeiten zu vermitteln, um sie dann in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Das ist aber ein langwieriger Prozess, der zudem von einem gut funktionierenden Arbeitsmarkt abhängt, wie wir ihn in der Nähe von Roma-Siedlungen und in der Slowakei überhaupt kaum vorfinden", erläutert die Projektleiterin den Forschungsansatz. Über Missionstätigkeit hingegen ließen sich die Roma auch kurzfristig eingliedern. Sie änderten nämlich ziemlich schnell ihr Sozialverhalten, womit sie dann auch auf dem Arbeitsmarkt bestehen könnten.

Einkaufswagen als Maß

"Eigentlich reicht ein Blick in den Einkaufswagen eines Rom, um festzustellen, ob ihn eine Kirche oder Religionsgemeinschaft erfolgreich angesprochen hat", glaubt Podolinska. Ein Rom versuche dann nämlich, sein Leben eigenverantwortlicher zu gestalten, damit auch besser zu wirtschaften und weniger staatliche Sozialleistungen in Anspruch zu nehmen. Außerdem schicke er seine Kinder regelmäßig in die Schule, womit die Zahl der Analphabeten deutlich sinke. Schließlich komme er häufiger in Kontakt mit dem Rest der Bevölkerung, was wiederum den Abbau von Vorurteilen mit sich bringe. Damit sei die religiöse Ansprache eine der effektivsten und stabilsten Möglichkeiten für die soziale Integration der Roma, zumal Vorgaben von Nicht-Roma in diesem Zusammenhang ausnahmsweise nicht als "belehrend" empfunden würden.