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Romney hat das Ziel vor Augen

Von Alexander U. Mathé

Analysen

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Nach seinen Siegen in Wisconsin, Maryland und der Hauptstadt Washington D.C. zweifelt kaum noch jemand daran, dass Mitt Romney das Ticket für die Nominierung als Präsidentschaftskandidat der US-Republikaner lösen wird. Deutliches Zeichen dafür sind die Partei-Granden, die sich hinter dem Ex-Gouverneur von Massachusetts sammeln, wie etwa Ex-Präsident George H. W. Bush oder Multimilliardär Donald Trump. Doch diese Namen allein wären noch nicht aussagekräftig genug in einer Partei, durch die sich ein tiefer Graben zwischen Konservativen und Erzkonservativen zieht.

Neuerdings haben allerdings Persönlichkeiten der radikalen Tea-Party, wie der Senator Marco Rubio und der Abgeordnete Paul Ryan, dem moderaten Romney ihre Unterstützung ausgesprochen. Die Tea-Party-Anhänger waren traditionell jene Wähler, die alles in ihrer Macht Stehende getan haben, um einen Präsidentschaftskandidaten Romney zu verhindern. Sie rekrutieren sich maßgeblich aus der weißen, nicht-akademischen Wählerschaft, was sich dadurch niederschlug, dass Santorum in den entsprechenden ländlichen Gebieten gewann. Umgekehrt punktet Romney in den urbanen Zentren, wo mehr als 60 Prozent der Amerikaner leben.

Die Unterstützung Rubios und Ryans kommt natürlich nicht von irgendwo: Trotz halbherziger Dementis stehen die beiden mit ihrem Bekenntnis zu Romney ganz oben auf der Liste möglicher Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten. Denn so viel ist klar: Sollte Romney Präsidentschaftskandidat werden, wird er einen radikalen Partner brauchen, der ihm hilft, die erzkonservative Wählerschaft an Bord zu holen. Ihren Anhängern signalisieren die beiden nun, dass der Kampf gegen Romney verloren ist.

Die bevorstehende Vorwahl in New York und spätestens die in Kalifornien werden mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Vorentscheidung zugunsten Romneys bringen. Paradoxerweise bedeutet das, dass ihm ausgerechnet jene Staaten den entscheidenden Vorteil geben könnten, die er gegen Obama mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht holen wird können - sind sie doch fest in demokratischer Hand.

Doch irgendetwas Unvorhergesehenes kann immer passieren. Etwa ein Skandal aus der Vergangenheit. Wenn auch die Wahrscheinlichkeit dafür gering ist. Denn jemand, der seit fünf Jahren versucht, Präsidentschaftskandidat zu werden, hat wohl alle seine Fronten abgesichert. Aber rein rechnerisch und formell fehlt Romney noch ein gutes Stück zum Ziel. Geht man nur nach den fix gebundenen Delegierten, kann Romney nach mehr als der Hälfte der Vorwahlen erst 539 der für die Nominierung notwendigen 1144 Stimmen verbuchen.

Dossier US-Wahl