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Romney hat seinen Konservatismus bestätigt bekommen

Von Georg Friesenbichler

Analysen

Florida zeigt, dass der Multimillionär auch am rechten Rand punkten kann.


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Florida ist ein bevölkerungsreicher US-Bundesstaat mit einer höchst vielschichtigen Bevölkerung. Damit entspricht er weit eher einem Gesamtbild der USA als der kleine Agrar-Staat Iowa, das liberale New Hampshire oder das erzkonservative South Carolina, wo die Republikaner bisher gewählt haben. Dass sich Mitt Romney hier durchsetzen konnte, ist damit ein besonders wichtiger Erfolg für ihn - straft dieser doch gleichzeitig die Behauptungen seines Rivalen Newt Gingrich Lügen, dass er nicht konservativ genug für einen Vertreter der Republikanischen Partei sei.

Denn Romney ist keineswegs mit dem bei Erzkonservativen als ehrenrührig geltenden Vokabel "moderat" treffend beschrieben, wie dies Gingrich getan hat. Die Nachwahlbefragungen zeigen nämlich, dass Romney auch bei der konservativen Wählerschaft punkten kann. Floridas Republikaner (und nur Parteimitglieder waren in diesem Staat im Gegensatz zu den anderen Vorwahlen zugelassen) bezeichnen sich heute in stärkerem Maß als vor vier Jahren als konservativ. Und schon damals bevorzugten sie Romney gegenüber dem als moderater geltenden John McCain, der schließlich gegen Barack Obama in den Ring steigen durfte. Dabei war 2008 die starke Bevölkerungsgruppe der Latinos von Romney noch gar nicht begeistert - bei ihnen landete er seinerzeit nur auf dem dritten Kandidatenplatz. Diesmal standen sie mehrheitlich hinter ihm.

Sogar die weißen evangelikalen Christen, von denen viele zur erzkonservativen Tea-Party-Bewegung gehören, teilten ihre Sympathien gleichmäßig zwischen Romney und Gingrich auf. Ebenso verhält es sich bei den deklarierten Tea-Party-Anhängern, als die sich zwei Drittel der republikanischen Wähler in Florida bezeichnen - ein weiterer Beweis, dass Romney auch am äußersten rechten Rand wildern kann. Für diesen Umstand sprechen zudem die jüngsten Umfragen, wonach Romney von einem eventuellen Rückzug des Ex-Senators Rick Santorum, der dank Tea-Party-Unterstützung Sieger in Iowa wurde, stärker profitieren würde als Gingrich.

Mitentscheidend für Romneys Erfolg war die wirtschaftliche Lage im "Sunshine State". Der Kandidat legte einen Schwerpunkt seiner gut finanzierten Wahlkampagne auf die Zwangsvollstreckung von Immobilien, die nach der Kreditkrise 2008 diesen Bundesstaat besonders schwer getroffen hat. Auch die Arbeitlosenrate, die hier höher liegt als im Bundesdurchschnitt, hat 60 Prozent der Republikaner bewogen, für Romney zu stimmen.

Für viele Wähler war aber auch ausschlaggebend, wem sie die größeren Erfolgsschancen gegen US-Präsident Obama zugestehen. Für fast 60 Prozent in Florida ist dies Romney. Und dieser Aspekt wird immer wichtiger werden, je näher die Präsidentschaftswahl im November rückt.