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Romney im Schatten seines Geldes

Von Alexander U. Mathé

Politik

"Vanity Fair": Romney hat 30 Millionen Dollar auf den Kaimaninseln geparkt.


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Washington/Wien. Ein Bankkonto in der Schweiz, geparktes Geld in Steueroasen wie den Kaimaninseln: Die Vorwürfe gegen Mitt Romney sind nicht neu, doch sie holen den republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten immer wieder ein. Schon vor knapp einem halben Jahr hat der Mann, der im Laufe seines Lebens ein Vermögen von mindestens 250 Millionen Dollar angehäuft hat, wegen der Art und Weise, wie er zu seinem Reichtum gekommen ist, Rede und Antwort stehen müssen. Auch wie er sein Geld angelegt hat, war ein Thema, das er mit dem Verweis darauf, dass er alles korrekt versteuert habe, weggewischt hat.

Nun greift ein Artikel in der aktuellen Ausgabe des Magazins "Vanity Fair" die alten Vorwürfe wieder auf. Darin wird berichtet, dass Romney allein auf den Kaimaninseln nach wie vor mit einem geschätzten Wert von 30 Millionen Dollar an mindestens 12 von 138 Fonds seiner 1984 gegründeten Investmentfirma Bain Capital beteiligt ist.

Nicht, dass Geld zu haben und erfolgreich zu sein schlecht angesehen sei. Im Gegenteil: Der Republikaner verweist gerne auf seinen Erfolg als Geschäftsmann. Er argumentiert, dass er aufgrund seiner Erfahrung besser geeignet sei, die USA aus der Krise zu führen als Amtsinhaber Barack Obama. Die Mehrheit der Amerikaner glaubt ihm das, darunter sogar auf diesem Gebiet sonst eher skeptische Jugendliche. "Eine Studie des Harvard Instituts für Politik hat gezeigt, dass junge Menschen nicht unternehmerfeindlich eingestellt sind", erklärt Emily McClintock Ekins, Direktorin der Meinungsforschungsabteilung der "Reason Foundation". Problematisch für Romney wird es erst, wenn undurchsichtige Finanzkonstrukte, rücksichtsloses Handeln und unsaubere Geschäftspraktiken ins Spiel kommen. Berichte über Schweizer Bankkonten und Geld auf den Kaimaninseln "können den Wahlkampf beeinflussen, wenn es etwa um Obamas Wahlkampfmotto Fairness geht", so McClintock Ekins.

Obamas Lager mutmaßt Steuerhinterziehung

Der Bericht in "Vanity Fair" unterstützt das Bild des klassischen rücksichtslosen Geschäftemachers. Er habe seine jungen Angestellten zu unsauberen Geschäftspraktiken animiert, um die Konkurrenz auszuspionieren, heißt es. Sein Geld sei in einem undurchsichtigen Netz aus Fonds in Steueroasen angelegt. Die Versicherung Romneys, dadurch nicht weniger Steuern gezahlt zu haben, hilft wenig, da er keinen Nachweis für sein Vermögen in den Steuerparadiesen erbringen muss. Auch stellt sich die Frage, warum Romney dann überhaupt erst dieses Wirrwarr an Investitionskonstrukten gewählt hat. Obamas Lager mutmaßt, der einzige Zweck sei Steuerhinterziehung.

Der Sprecher von Obamas Wahlkampfteam, Ben LaBolt, forderte Romney daher auf, seine gesamten Steuererklärungen vor 2010 offenzulegen, um die Gründe für seine Offshore-Investitionen transparent zu machen. "Die Frage stellt sich, warum tut er das? Wollte er die Zahlung seines gerechten Anteils an Steuern in den USA vermeiden? Wollte er gegen den Dollar spekulieren?" fragte er in einem E-Mail an "Vanity Fair".

Der Vorwurf unpatriotisch zu sein, trifft Romney schwer und wiederholt. Vor wenigen Tagen berichtete die "Washington Post", dass Romney in einem Unternehmen die Produktion ins Ausland verlagert und in der Folge einen Großteil der Belegschaft entlassen hatte. Das ist Wasser auf die Mühlen von Obamas Wahlkampfteam. Während Romney gerne mit seiner Wirtschaftskompetenz punktet und sich als Mann präsentiert, der Arbeitsplätze geschaffen hat, zeigen solche Berichte eine andere Seite.

Diese Seite zu zeigen, hat Obamas Wahlkampfteam seit längerem vorbereitet. Auf der Internetseite romneyeconomics.com prangert sie Romneys Praktiken an und will vor allem eines zeigen: dass der 65-Jährige zwar als Geschäftsmann zwar Geld gemacht hat, dies aber auf skrupellose Weise und dass er als Gouverneur von Massachusetts dem Bundesstaat trotz seines Geldes mehr geschadet als geholfen hat.

Die Berichte zeigen, dass die lange Zeit ruhige Wahlkampfmaschinerie Obamas langsam an Fahrt aufnimmt. Dass "Vanity Fair" zum Einflussbereich von Obamas Wahlkampf-Manager Jim Messina gehört, ist wohl kein Zufall. Und es wird sicher nicht das letzte Mal sein, dass man von Details über Romneys Wirtschaftspraktiken gehört hat.