Konservative halten trotz Sturmwarnung an Parteitag in Tampa fest.
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Washington. Die viertägige Polit-Show startet am Montag, jeden Abend zur besten Sendezeit werden republikanische Parteigrößen Mitt Romney als einzige Alternative zu Barack Obama preisen. Die Krönung des Ex-Gouverneurs von Massachusetts zum Präsidentschaftskandidaten geht in Tampa über die Bühne, der Banken-Metropole an der Westküster Floridas. 50.000 Delegierte und Besucher strömen in die Stadt, 4000 Polizisten in khaki-farbener Montur stehen Gewehr bei Fuß - sie sollen möglichst unauffällig für Ruhe und Ordnung sorgen. Immerhin wollen auch 15.000 Demonstranten lautstark ihren Unmut über die Politik der US-Konservativen kundtun.
Die Wut ist groß, seit sich die "Grand Old Party" durch eine Abtreibungsdebatte den Hass der gesamten US-Frauenbewegung zugezogen haben. Todd Akin, republikanischer Abgeordneter im Repräsentantenhaus, hatte in einem Interview behauptet, dass Schwangerschaften nach "echten Vergewaltigungen" eher selten seien. Der weibliche Körper, so Akin, habe Möglichkeiten, in diesem Fall eine Schwangerschaft zu verhindern.
Die Betroffenheit ist auch auf Seiten der Republikaner groß, während sich die demokratischen Parteistrategen zufrieden die Hände reiben. Romney weiß, dass er mit ultra-radikalen Positionen nichts gewinnen und viel verlieren kann: Während er bei männlichen Wählern knapp in Führung liegt, tendieren Frauen seit jeher zu Obama. Der Abstand dürfte sich jetzt weiter vergrößern. Romney verlangte Akins Rücktritt und bat den Parteikollegen, nicht nach Tampa zu kommen - beides stößt auf taube Ohren. Während US-Präsident Barack Obama witzelt, Akin habe wohl in so mancher Biologiestunde gefehlt, fordert sogar die erzkonservative Ikone der Tea-Party-Bewegung Sarah Palin, der Mann möge die gebotenen Konsequenzen ziehen. Der politische Schaden, das wissen die republikanischen Parteistrategen, ist groß, selbst der konservative Blog "redstate.com" bezeichnet Akins Äußerung als "dummen und ignoranten Fehler".
Ein Fehler, aus dem die Demokraten so viel Kapital wie möglich schlagen wollen. Wenn sich die Delegierten am 3. September in North Carolina treffen, um ihrerseits Obama zum Präsidentschaftskandidaten zu küren, wird Frauenrechtlerinnen ein breites Podium geboten. Ein riskanter Schritt, der sich in der Vergangenheit nicht immer bezahlt gemacht hat - doch die Demokraten haben beschlossen, angesichts der aufgeheizten Stimmung das Wagnis einzugehen.
Debatte um Steuermoral
Dazu kommt, dass Romney die aus seiner Sicht höchst unerfreuliche Diskussion um Steuermoral nicht los wird. Mit negativen TV-Spots, koordinierten Wortmeldungen und über Twitter halten die Demokraten das Thema am Leben. Romney lehnt einen Offenlegung seiner Steuerbescheide über 2010 und 2011 hinaus ab und beharrt auf dem Standpunkt, immer mindestens 13 Prozent an den Fiskus abgeliefert zu haben. Viele Indizien sprechen gegen ihn: Mit seiner Ex-Firma Bain Capital hat Romney über ein Gefecht aus Steuertricks ein Vermögen gemacht, so die Vorwürfe. Millionen sollen durch das internationale Finanzsystem geschleust worden sein - immer mit dem Ziel, möglichst wenig an den Fiskus abzuliefern. Jetzt werden auch die Steuerpläne von Romney-Vize Paul Ryan von den Demokraten in der Luft zerrissen. Sollten diese Wirklichkeit werden, dann würde Romney weniger als "ein Prozent Steuer zahlen", so Obama.
Aufhorchen lassen die Republikaner mit Plänen, den Goldstandard wieder einzuführen zu wollen - um das "wirtschaftliche Chaos", das Obama hinterlassen habe, "in den Griff zu bekommen", wie es heißt. Eine Kommission soll eingesetzt werden, die über Wege nachdenkt, den Wert des Dollar zu fixieren.
Der Goldstandard war im Jahr 1944 bei der Konferenz von Bretton Woods beschlossen worden um das internationale Währungssystem zu stabilisieren und zu kontrollieren. Die Vereinbarung wurde dann im Sommer 1971 von Richard Nixon außer Kraft gesetzt. Sie sieht im Wesentlichen vor, dass den im Umlauf befindlichen Dollars eine gewisse Menge an Gold zugrunde liegen muss - eine Maßnahme, um Inflationsrisiken zu senken.
Hurrican im Anmarsch
Unterdessen müssen die Republikaner fürchten, dass ihnen auch noch das Wetter einen Strich durch die Rechnung macht. Ein Tropensturm bewegt sich auf Florida zu, er könnte sich zum Beginn des Parteitags zum Hurrican auswachsen und eine Evakuierung des Kongressgebäudes nötig machen. Das US-Militär hat wegen des Sturms den Gerichtstermin gegen die Drahtzieher der 9/11-Anschläge in Guantanamo bereits abblasen müssen.