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Rom - Am 14. Oktober wollen die Führer des italienischen Regierungsbündnisses Ulivo den Spitzenkandidaten für die Parlamentswahlen im kommenden Jahr küren. Und es zeichnet sich immer deutlicher ab, dass es nicht der derzeitige Regierungschef Giuliano Amato sein wird, der gegen den siegessicheren Oppositionschef Silvio Berlusconi antritt, sondern der derzeitige Bürgermeister von Rom, Francesco Rutelli.
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In allen Umfragen der letzten Wochen hat sich gezeigt, dass Rutelli die besseren Chancen gegen Berlusconi hat. Aber Amato, dessen Regierung derzeit das Budget für das kommende Jahr erstellt, hat sich noch nicht geschlagen gegeben. Bei einem Parteiführertreffen der Regierungsparteien am Mittwoch wurde nun festgelegt, dass der Kandidat der Mitte-Linkskoalition für das Amt des des Ministerpräsidenten auf einem Konvent am 14. oder spätestens am 21. Oktober designiert werden soll. Wer das sein soll, soll aber bereits vorher feststehen. Um ein möglichst gemeinsames Auftreten in der Öffentlichkeit zu gewährleisten, soll der unterlegene der beiden Kandidaten dem Sieger sozusagen die Krone aufsetzen.
Es gilt aber bereits als offenes Geheimnis, dass der römische Bürgermeister Rutelli aus dem Duell als Sieger hervorgeht. Bereits in der Vorwoche trat Rutelli, dessen politische Laufbahn in der Radikalen Partei begann, sich bei den Grünen fortsetzte und nun bei Romano Prodis "Demokraten" gelandet ist, nach Hollywoodmanier bei den Filmfestspielen in Venedig auf. Mittwoch, als die Ulivo-Parteiführer in Rom über die Premierfrage berieten, hatte Rutelli in Apulien einen großen Auftritt. Politische Beobachter machen darauf aufmerksam, dass auch Romano Prodi 1995 seine Wahlkampftour, die ihn per Autobus durch ganz Italien führte und schließlich bei den Wahlen 1996 in den Palazzo Chigi, den Amtssitz des Ministerpräsidenten brachte, in dieser süditalienischen Region begonnen hatte.
Berlusconis Pol zu besiegen sei eine schwierige aber nicht unmögliche Aufgabe, betonte Rutelli bei seinem Auftritt und ätzte in Richtung Oppositionschef "Dieser Berlusconi hat diese Wahlen ein bisschen zu geschwind gewonnen." Auf dem Messegelände in Bari, wo Donnerstag die Führer des rechten Parteienbündnisses Berlusconi, Fini, Bossi, Casini und Buttiglione ihr Parteiprogramm präsentierten, meinte Rutelli, dass Lega-Chef Bossi wohl einige Schwierigkeiten haben werde, seine jahrelangen Ausfälle gegenüber dem Süden zu erklären.