Zum Hauptinhalt springen

Rooney und Hamlet

Von David Axmann

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 20 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Dialog zwischen einem Theaterliebhaber (TL) und einem Fußballfan (FF).

TL: Wirklich beeindruckend, diese Fußball-Europameisterschaft. Auch die Viertelfinalpartien bestachen durch vorzügliche Bildregie, farbenprächtige Ausstattung und spannungsreiche Spielführung.

FF: In der Tat, an der Inszenierung des Sportspektakels ist wenig auszusetzen. Davon könnten sogar Europameister unter den Theaterregisseuren noch was lernen.

TL: Aber man kann doch nicht Hamlet und Faust mit Rooney und Ballack vergleichen!

FF: Warum nicht? Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Spielfeld, als die Weisheit der Theatermacher sich träumen lässt. Auf jeden Fall verstehen es die Fußballspielgestalter weitaus besser, das Publikum zu begeistern.

TL: Aber dahinter steht doch eine gewaltige Medienmacht, eine gigantische TV-Maschinerie.

FF: Eben. Ohne Fernsehen läuft heutzutage nichts, schon gar nicht ein Profifußballer. Die Fernsehberichterstattung von einem zweimal 45 Minuten dauernden Sportevent dauert inklusive sämtlicher Vor-, Seiten-, Zwischen-, Nachberichten, Prognosen und Analysen dreimal 90 Minuten.

TL: Sie meinen, auch das Theater müsste sich intensiv medial vermarkten?

FF: Genau. Vor der nächsten Nestroy-Premiere an der Burg richte man zum Beispiel ein flott gestyltes Theaterstudio mit attraktiven Experten ein.

TL: Morak? Schenk? Peymann? Brandauer? Pluhar?

FF: Armin Assinger und André Heller. Der eine kennt sich gut aus bei lustigen Wortspielen, der andere weiß alles besser.