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Rosa Russo Jervolino soll Stadtchefin in Neapel werden

Von Rainer Mayerhofer

Politik

Mailand/Neapel - In zwei der drei größten Städte Italiens sind Dienstagabend wichtige Vorentscheidungen für die kommenden Bürgermeisterwahlen gefallen. In Neapel wird die frühere christdemokratische Parteichefin und Innenministerin Rosa Russo Jervolino als Spitzenkandidatin des Mitte-Links-Bündnisses Ulivo für das Amt des Bürgermeisters kandidieren. In Mailand muss der amtierende Bürgermeister Gabriele Albertini ein Listenbündnis mit der Lega Nord eingehen und darf nicht wie geplant mit einer eigenen Liste antreten.


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Um die Spitzenkandidatur in Neapel hatte es in den letzten Tagen ein heftiges Tauziehen gegeben.Neben Russo Jervolino waren auch der derzeit amtierende Bürgermeister, der Linksdemokrat (DS) Marone, Nachfolger des äußerst populären Ex-Bürgermeisters Antonio Bassolino (DS), der grüne Landwirtschaftsminister Alfonso Pecoraro Scanio und vor allem der Chef der kleinen Udeur, einer der vielen Nachfolgeparteien der Christdemokraten, Clemente Mastella, als Kandidaten genannt worden. Aber die gebürtige Neapolitanerin Rosa Russo Jervolino, die dem Parlament seit 1979 angehört, mehrfach Ministerin war - u.a. leitete sie das Innenministerium, und war in früheren Kabinetten für die Schule und Soziales zuständig, machte schließlich das Rennen. Sie liegt auch in den Umfragen mit derzeit 35 Prozent vor allen anderen Kandidaten. Vor zwei Jahren galt sie kurzfristig auch als ernstzunehmende Anwärterin auf das Amt des Staatspräsidenten.

Die Einigung von Neapel dürfte auch die Lage in Rom erleichtern, wo nach dem Rücktritt von Bürgermeister Francesco Rutelli, der für das Amt des Regierungschefs kandidiert ebenfalls Bürgermeisterwahlen bevorstehen. In Rom hat der Chef der Linksdemokraten, Walter Veltroni, die besten Chancen, das Linksbündnis anzuführen. Die Entscheidung soll noch diese Woche fallen.

Eine Einigung ganz anderer Art gab es auch in Mailand, wo der amtierende Bürgermeister Gabriele Albertini von der oppositionellen Forza Italia (FI) noch vor wenigen Tagen angekündigt hatte, er wolle mit einer eigenen Liste kandidieren und nicht in einem Bündnis mit der Lega Nord, deren Kandidaten er bei der letzten Wahl abgelöst hatte. Nach einem Treffen zwischen Lega-Chef Umberto Bossi und FI-Führer Silvio Berlusconi in Berlusconis Villa am Dienstag Abend musste Albertini aber zurückstecken. Es wird nun auch in Mailand wie auf nationaler Ebene eine Listenverbindung geben. Bossi vergaß dafür seine Drohung. den Pakt mit Berlusconi aufzukündigen, wenn diesem auch die Reste der einstigen Sozialistischen Partei Bettino Craxis beitreten. Auch über die Zahl der sicheren Parlamentssitze für die Lega - deren Ex-Innenminister Roberto Maroni forderte in der Vorwoche 80, angeboten waren bisher rund 32 - werde man sich einigen, zeigte sich Bossi nach dem Gespräch mit Berlusconi zuversichtlich.

Inzwischen ist allerdings in Umfragen der Vorsprung der Rechtsopposition vor der Regierungskoalition stark geschrumpft. Danach liegt das Regierungsbündnis derzeit bei 42, Berlusconis Lager bei 44 Prozent. Aus dem Umkreis Berlusconis werden diese Daten angezweifelt. Dort sieht man sich 14 Prozent voran.