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Rosenkranz folgt Rosenkranz in Niederösterreich

Von Clemens Neuhold

Politik

FP-Basis wünscht sich Doppelspitze mit Strache-Intimus Christian Höbart.


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Wien. Der Nachfolger von Barbara Rosenkranz (54) an der Spitze der FPÖ Niederösterreich soll ein Mann sein und Rosenkranz heißen. Es handelt sich aber nicht etwa um Horst Rosenkranz, den Mann der FPÖ-Landeschefin, mit dem sie zehn Kinder hat, sondern um den Juristen und Nationalratsabgeordneten Walter Rosenkranz (50). Das erfuhr die "Wiener Zeitung" aus gut informierten Parteikreisen. Rosenkranz ist mit Rosenkranz nicht verwandt.

Für die Nationalratswahl hat die Landespartei den Kremser Gemeinderat schon jetzt auf Platz eins gereiht.

Doppelspitze

Als Zeichen der Verjüngung und thematischen Verbreiterung drängt die Parteibasis auf eine Doppelspitze mit Christian Höbart (37), heißt es. Der Nationalratsabgeordnete aus Guntramsdorf bei Mödling ist seit März Landesparteisekretär. Ihm wird ein persönlich sehr guter Draht zu Parteichef Heinz-Christian Strache nachgesagt. Die Rochade soll bis spätestens Sommer über die Bühne gehen, ist weiters zu erfahren. Denn die Zeit drängt. Ende September wählt der Bund, und statt Wahlverliererin Rosenkranz will man die neuen Gesichter auf Stimmenfang schicken. Eine weitere Schlappe gegen Stronach (runtergebrochen aufs Land) will man abwenden.

Barbara Rosenkranz hatte im Wahlkampf keine Chance gegen ÖVP-Landeskaiser Erwin Pröll. Sie verlor im Vergleich zu 2008 deutlich und rutschte im bevölkerungsreichsten Bundesland mit 8,2 Prozent unter die psychologisch wichtige Marke von zehn Prozent. Besonders schmerzhaft: Die FPÖ musste den Landesrat an das Team Stronach abgeben, das mit 9,8 Prozent auf Anhieb an der FPÖ vorbeizog.

Rosenkranz’ Wahlkampf "Mut zur Heimat" war zu kraftlos und kühl, um neue Wähler anzusprechen. Sollte Erwin Pröll 2018 nicht mehr antreten - und stattdessen zum Beispiel den jungen und beliebten Agrarlandesrat Stefan Pernkopf (40) ins Rennen schicken - werden die Karten neu gemischt.

Bis dahin will die FPÖ Niederösterreich mit der Doppelspitze neu aufgestellt sein. Rosenkranz soll Stammwähler ansprechen, Unternehmer Höbart soll auch bei jüngeren Sympathisanten und in Wirtschaftskreisen punkten.

"FPÖler von nebenan"

Rosenkranz gilt als sachlicher Parteiarbeiter und politischer Routinier. In der breiteren Öffentlichkeit fiel er zuletzt als Leiter des Untersuchungsausschusses zur Korruption auf, deren Vorsitz er im September vergangenen Jahres von der Grünen Gabriele Moser übernahm. Die Austria Presse Agentur (APA) porträtierte ihn damals als "artigen Freiheitlichen von nebenan". Rosenkranz arbeitet seit 2000 als Rechtsanwalt. Seine Meriten bei der FPÖ verdiente er sich als Hausjurist und eifriger Antragsteller von parlamentarischen Anfragen im Bereich Bildung und Kultur.

Seine politische Karriere begann der begeisterte Gitarrist aber in Krems, wo er seit 1988 im Gemeinderat sitzt. 1991 feierte er ein Gastspiel im Verteidigungsministerium unter Werner Fasslabend (ÖVP), 1994 war Rosenkranz Landesparteisekretär der FPÖ Wien.

"Freiheit-Ehre-Vaterland"

Der einflussreiche deutschnationale Parteiflügel der Freiheitlichen kann mit Rosenkranz sicher gut leben. Er ist Mitglied der schlagenden Wiener Burschenschaft Libertas, der laut Eigendefinition ältesten noch bestehenden Burschenschaft Österreichs. Wahlspruch: "Freiheit-Ehre-Vaterland".

Christian Höbart ist eher am Wirtschaftsflügel der Partei anzusiedeln. Er ist selbst Unternehmer und sitzt im Ausschuss für Wirtschaft und Industrie. Außerdem ist er Jugendsprecher und für Familienthemen zuständig.

Seinem direkten Pendant auf der Seite des größten Konkurrenten, dem Team Stronach, muss er sich nicht mehr stellen. Ernest Gabmann (38), Sohn des einstigen Pröll-Vize, Gabmann senior, war Frank Stronachs Vize in Niederösterreich. Doch nach diversen Volten des Parteichefs zog sich Gabmann zurück und ist nun einfacher Landtagsabgeordneter.

Auf Stronach hat sich die FPÖ bereits eingeschossen. Sie bezeichnet ihn als "Hobby-Politiker" und seine Leute als "Politsöldner". Das Match ist eröffnet.