FPÖ-Kandidatin kommt auf rund 15 Prozent der Stimmen. | Fehlende Hilfe von Parteispitze und Haltung zu NS-Zeit als Stolpersteine. | Wien. Barbara Rosenkranz hat es nicht geschafft. Nach den ersten Hochrechnungen lag die freiheitliche Präsidentschaftskandidatin am Sonntag bei 15,5 Prozent der Stimmen. Damit hat sie ihr Ziel, nämlich das stärkste FPÖ-Ergebnis bei einer Bundespräsidentenwahl (Wilfried Gredler 1980 mit 16,96 Prozent) zu toppen, verpasst.
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Das Ergebnis erscheint angesichts der hohen Erwartungen, die Parteichef Heinz-Christian Strache in sie gesetzt hat, umso ernüchternder. Noch Anfang März legte er ihr die Latte mit 35 Prozent der Stimmen sehr hoch - unerreichbar hoch, wie Beobachter schon damals feststellten.
Auch das Kernwähler-Potenzial konnte Rosenkranz nicht ausschöpfen. So liegt sie in Vorarlberg, wo die FPÖ traditionell gut aufgestellt ist, mit 8,11 Prozent sogar hinter Rudolf Gehring von der Christen-Partei (10,76 Prozent).
Rosenkranz Abschneiden hat mehrere Gründe. Einerseits haben ihr unbestritten ihre unklare Haltung zu den Verbrechen des Dritten Reichs und ihre familiären Verstrickungen in die rechte Szene geschadet. Auch wenn sie dadurch die mediale Berichterstattung dominieren konnte, gilt für sie wohl nicht der Spruch, wonach nur schlechte Nachrichten gut sind. Rosenkranz sah sich selbst als Angebot an bürgerliche Wähler - für diese und für liberale Blaue war sie aber zu weit rechts angesiedelt.
"Krone" und Strache versagten die Hilfe
Das hat auch Hans Dichand erkannt, der bekanntlich über ein treffsicheres Gespür für das Befinden der Österreicher verfügt. Obwohl Rosenkranz die von ihm geforderte eidesstattliche Erklärung zu Verbotsgesetz und Holocaust ablieferte, fand sie nicht mehr in die Gunst des "Krone"-Herausgebers zurück.
Mit der NS-Debatte sank auch Straches Wohlwollen rapide ab. So sorgte er im Wahlkampf für Ärger bei Rosenkranz, als er erklärte, sie sei in ihren Aussagen "nicht sehr präzise" gewesen. Zudem erschien er nicht bei ihrem Wahlkampfauftakt - "aus familiären Gründen". Dass sich Strache, dem ohnehin keine großen Sympathien zu Rosenkranz nachgesagt werden, im Wahlkampf zurückhielt, könnte auch einen anderen Grund haben: Dem Vernehmen nach soll Strache das rechte Lager rund um den Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf im Parlamentsklub zu stark geworden sein. Er habe ihnen mit der erwartbaren Niederlage Rosenkranz einen Dämpfer erteilen wollen, so munkelt man.
Ein Dämpfer für die kommenden Wahlen ist das Abschneiden der blauen Präsidentschaftskandidatin aber wohl nicht. Im Burgenland, wo am 30. Mai gewählt wird, lässt die schwächelnde ÖVP viel Potenzial für die FPÖ zu. Und in Wien hat Strache längst ein Duell um die Stadt ausgerufen.
Anders als erwartet, werden die heurigen Wahlen dennoch kein Spaziergang für die Blauen: Bei den Gemeinderatswahlen - etwa in Niederösterreich, wo Rosenkranz als Landesrätin fungiert - blieb die FPÖ hinter den Erwartungen zurück. Im Burgenland hat SPÖ-Landeshauptmann Hans Niessl mit seinem Nein zum Asyllager in Eberau den rechten Rand zugemacht. In Wien hat SPÖ-Bürgermeister Michael Häupl der FPÖ mit seiner Volksbefragung den Wind aus den Segeln genommen.
Immerhin ein Trostpflaster gibt es für Rosenkranz: Im burgenländischen Deutsch-Schützen überholte sie in zwei Ortsteilen Amtsinhaber Heinz Fischer mit 62,5 beziehungsweise 53,7 Prozent der Stimmen.