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Barbara Rosenkranz hat sich also vom Nationalsozialismus distanziert. Hatte sie noch 2007 erklärt, das Verbotsgesetz stehe nicht im Einklang mit der Verfassung und diese Meinung in ähnlicher Form vergangene Woche wiederholt, so meinte sie am Montag, sie habe das Gesetz niemals in Frage gestellt und werde das auch in Zukunft nicht tun.
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Der Unterschied: 2007 war Rosenkranz Nationalratsabgeordnete, heute ist sie Präsidentschaftskandidatin für die FPÖ. Und als solche hat sie sich auf medialen Druck wohl oder übel von der ein oder anderen (un)zweideutigen Äußerung distanzieren müssen. Der mediale Druck kam von vielen Seiten, doch Rosenkranz’ eidesstattliche Erklärung war wohl dem angedrohten Liebesentzug der "Krone" geschuldet.
Ihr perfekt inszenierter Auftritt am Montag kann nun auf unterschiedliche Weise interpretiert werden: Einerseits spricht etwa der Vorstand des Wiener Instituts für Zeitgeschichte, Oliver Rathkolb, von einem "geschichtspolitisch wichtigen Schritt", mit dem erstmals seit der Gründung des FPÖ-Vorgängers VdU "der antifaschistische Grundkonsens der zweiten Republik wieder hergestellt wird".
Andererseits hat auch die Theorie der SPÖ, dass es dabei um rein "wahltaktische Ansagen" geht, Berechtigung. Denn dass zumindest Teile der FPÖ und auch ihrer Wählerschaft "Schwierigkeiten mit der Geschichte" haben, wie es der Historiker Bertrand Perz ausdrückt, ist bekannt. Perz hält es für ein "hochfragwürdiges Unternehmen, erst auf Kritik hin eine Erklärung abzugeben". Ihn habe Rosenkranz jedenfalls nicht von einer Änderung ihrer Haltung überzeugt.
PR-Profi Dietmar Ecker erklärt Rosenkranz’ Aktion als "klassisches Doppelspiel": Sie habe zuerst das Verbotsgesetz zur Disposition gestellt und damit ihr Kernklientel befriedigt, und dann versucht, mit ihrer Erklärung auch die "feindlich liberalen Medien" zufrieden zu stellen. Letzteres ist wohl nicht geglückt - wurden die Medienvertreter doch durch deren raschen Abzug der Möglichkeit beraubt, Fragen zu stellen. Und Rosenkranz selbst hat damit die Gelegenheit zu einer klareren Distanzierung vergeben.
Siehe auch:FPÖ bemüht sich um Schadensbegrenzung