Jedes FDP-Ergebnis bei der Wahl in Schleswig-Holstein schadet dem Parteichef.
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Kiel/Berlin. Feind, Todfeind, Parteifreund. Dieses Bonmot trifft auch auf die deutsche FDP zu: Ohne Umschweife schlug Wolfgang Kubicki, Spitzenkandidat der schleswig-holsteinischen Liberalen, mitten im Landtagswahlkampf Ex-Generalsekretär Christian Lindner als künftigen Parteichef vor - ein Affront gegen den amtierenden Vorsitzenden Phi-lipp Rösler. Diesem gelingt es mit seinem wirtschaftsliberalen und parteiintern als "kaltherzig" wahrgenommenen Kurs seit Monaten nicht, die FDP aus dem Umfragetief zu holen. Schafft Kubicki am Sonntag den Wiedereinzug in den Landtag, wird er dafür gefeiert. Scheitert der charismatische Polterer an der Fünf-Prozent-Hürde, lässt er den farblosen Rösler für die Schlappe herhalten.
So sicher der Verliererstatus Röslers ist, so unsicher scheint der Wahlausgang in Deutschlands nördlichstem Bundesland. Rund 40 Prozent der Wahlberechtigten wissen nicht, ob und wen sie am Sonntag wählen wollen. In Umfragen liegen Sozialdemokraten und Konservative jeweils bei 32 Prozent, gefolgt von den Grünen (13 Prozent). Eine große Koalition oder ein Bündnis der SPD mit den Grünen und dem Südschleswigschen Wählerverband der dänischen Minderheit scheinen realistisch. Doch auch die CDU umgarnt die Öko-Partei. Nur an der Piratenpartei möchte wegen deren vagen Programms niemand anstreifen. Sie kann - im Gegensatz zur FDP - fix mit dem Einzug in den Kieler Landtag rechnen, möglicherweise auch mit einem Ergebnis über zehn Prozent.
SPD-Spitzenkandidat Torsten Albig schießt bereits scharf Richtung Piraten: "Jede Stimme für diese Partei verhindert den Politikwechsel mit Rot-Grün." Laut Umfragen ist Albig mit Abstand beliebtester Politiker im Land. Sein CDU-Kontrahent und bisheriger Wirtschaftsminister Jost de Jager gilt dagegen als farblos, er propagiert einen Sparkurs.
Rund 2,2 Millionen sind am Sonntag wahlberechtigt. Seit 2009 bildete eine Koalition aus CDU und FDP die Regierung.