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Rösler bleibt in seinem Ressort und wird Vizekanzler. | 38-Jähriger soll die Liberalen aus ihrer Krise führen. | Berlin. Seine leichteste Aufgabe in der nächsten Zeit wird es wohl sein, die Stimmen der Delegierten beim FDP-Parteitag im Mai zu gewinnen. Schließlich ist Philipp Rösler der einzige Kandidat für den Vorsitz der deutschen Liberalen, nachdem ihm Präsidium, Landeschefs und Bundestagsfraktion am Dienstag das Vertrauen ausgesprochen haben. Dem Vernehmen nach hat es großen Applaus gegeben für Röslers Bereitschaft, die Nachfolge Guido Westerwelles anzutreten, der am Sonntag seinen Verzicht auf das Amt erklärt hatte.
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Der Grund für Westerwelles Rückzug, der aber Außenminister in der schwarz-gelben Regierungskoalition bleiben wird, waren schwere Niederlagen der FDP bei den jüngsten Landtagswahlen und die daraus folgende parteiinterne Kritik. Der 38-jährige Rösler hat als jüngster Parteichef seit Gründung der FDP nun die schwere Aufgabe, die Liberalen aus der Krise zu führen.
Er wird dies auf dem wenig prestigeträchtigen Posten des Gesundheitsministers tun müssen, den er schon bisher innehatte. Denn eine Regierungsumbildung wurde von den Gremien abgelehnt. Nur ein Delegierter, der Berliner Landesvorsitzende Christoph Meyer, stellte die bisherige Zusammensetzung der liberalen Kabinettsriege in Frage. Damit bleibt auch der in den letzten Tagen viel kritisierte Rainer Brüderle weiterhin Wirtschaftsminister. Brüderle war nicht zur Aufgabe seines Ressorts zugunsten von Rösler zu bewegen.
Brüderle undHomburger bleiben
Vorerst gesichert bleibt auch der Posten der Fraktionsvorsitzenden im Bundestag, Birgit Homburger. Die Fraktion hatte ihr noch am Montagabend das Vertrauen ausgesprochen. Auch Homburger war einiger Kritik ausgesetzt gewesen, weil die baden-württembergische FDP, deren Landeschefin sie ist, bei den Landtagswahlen nur mit knapper Not die Fünf-Prozent-Hürde übersprungen hatte.
Der nächste reguläre Wahltermin für den Fraktionsvorsitz ist erst im Oktober. Als ein möglicher künftiger Nachfolger Homburgers gilt Daniel Bahr, Landesvorsitzender in Nordrhein-Westfalen und wie Rösler sowie Generalsekretär Christian Lindner eine der jungen Nachwuchshoffnungen der FDP. Lindner ist 32, Bahr 34 Jahre alt.
Rösler soll nun auch den Posten des Vizekanzlers übernehmen, den bisher Westerwelle innehatte. Formell ernannt wird der Stellvertreter des Bundeskanzlers, der bei dessen Verhinderung einspringt, durch den Bundeskanzler selbst.
Oppositionsparteien wenig begeistert
Wenn Rösler erwartungsgemäß am Parteitag in Rostock gewählt wird, wird er der 13. Parteichef der FDP seit ihrer Gründung sein. Als Präsidiummitglied fungiert er bereits seit etwas mehr als fünf Jahren. Ehe er 2009 Gesundheitsminister im Kabinett von Bundeskanzlerin Angela Merkel wurde, war er in Niedersachsen Fraktionschef, Landesvorsitzender und Wirtschaftsminister.
Von den deutschen Oppositionsparteien wurde Rösler wenig freundlich willkommen geheißen. "Was wir da sehen, ist mehr als nur ein inhaltliches Problem oder das Versagen von einzelnen Personen", sagte SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier. "Was wir hier erleben, ist die Implosion einer Partei, wie wir sie in dieser Geschwindigkeit in den vergangenen Jahrzehnten nie gesehen haben", fügte er hinzu. Dies habe auch Auswirkungen auf die Bundesregierung insgesamt.
"Deutschland hat ganz andere Probleme", meinte Grünen-Fraktionschefin Renate Künast, die eine inhaltliche Debatte, insbesondere über die Energiepolitik forderte.
"Da ist nicht viel zu erwarten", kommentierte Links-Fraktionschef Gregor Gysi. Er verwies auf die von Rösler vorangetriebene Gesundheitsreform, "deren Kosten die Versicherten tragen müssen".