Einige Wiener Unternehmer, die ihre Geschäfte an den Adventsonntagen offen hielten, erhitzten in der Vorweihnachtszeit die Gemüter. Die Gegner des Einkaufssonntags bündelten ihre Kräfte, um auf die Nachteile für die Handelsangestellten und kleine Unternehmer hinzuweisen. Kirchliche Organisationen wiesen verstärkt auf die Bedeutung des Sonntages als Ruhetag für Körper und Geist hin.
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Nun dürften sich die Wogen aber glätten - denn in den laufenden rot-schwarzen Regierungsverhandlungen wurde die Ladenöffnung zwar angesprochen, der Sonntag ist allerdings kein Thema. "Beim Sonntag bleibt alles beim Alten", ließ daher ÖVP-Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Bartenstein wissen.
Geplant ist lediglich eine leichte Flexibilisierung der Öffnungszeiten, und zwar ein grundsätzlicher Rahmen von 72 Stunden pro Woche - derzeit sind es 66 Stunden. Sonderregelungen obliegen den Ländern, wo die Landeshauptleute für Tourismusregionen per Verordnung eine Ausweitung beschließen können. Wie die Öffnungszeiten in Zukunft konkret ausgestaltet werden, muss jedoch noch von der großen Verhandlungsgruppe von SPÖ und ÖVP geklärt werden, bestätigte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums.
Aufsperren kommt
Sonntags-Rebell teuer
Damit würde den Befürwortern der totalen Liberalisierung eine Absage erteilt. Einer der sogenannten Sonntags-Rebellen, die Stimmung fürs Aufsperren machen wollen, hatte angekündigt, sein Geschäft in der Wiener Innenstadt in einer "Testphase" jeden ersten Sonntag im Monat aufsperren zu wollen - im Bewußtsein, dass das für ihn teuer werden kann.
Denn neben Verwaltungsstrafen drohen den Kaufleuten Unannehmlichkeiten durch den Schutzverband gegen unlauteren Wettbewerb. Dieser Verband aus Fachgruppen der Österreichischen Wirtschaftskammer und Einzelunternehmern geht Beschwerden über unerlaubte Sonntagsöffnung nach, mahnt und klagt gegebenenfalls auf Unterlassung. Das bedeutet zusätzliche Ausgaben von 5000 bis 7000 Euro, denn die Kosten für das Verfahren muss das Unternehmen selbst tragen, erläutert Hanes Seidelberger vom Schutzverband.
Ob an den offenen Sonntagen genug eingespielt wird, um diese Summen eventuell mitzutragen, hat keiner der betroffenen Kaufleute bis jetzt vorgerechnet. Die Umsätze waren gut, hieß es lediglich nach dem zweiten Adventsonntag. Gekauft hätten in erster Linie Touristen.
Die Österreicher selbst wollen mehrheitlich nicht am Sonntag einkaufen gehen. Das geht zumindest aus einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Gallup hervor. Demnach lehnen 63 Prozent das deutsche Modell, wonach Geschäfte an 10 Sonntagen im Jahr offen halten dürfen, dezidiert ab. 27 Prozent sind dagegen für die Sonntagsöffnung.