Frankreich bietet große Marktchancen im Bereich der Energieeffizienz. | Strenges Arbeitsrecht macht Firmen aus dem Ausland zu schaffen. | Paris/Colmar. Knusprige Croissants, zweistündige Mittagessen, viel Wein und natürlich Kaffee. In Frankreich kann man es aushalten - zumindest im Urlaub.
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Doch das ist dem Mittelmeerland nicht genug. Nicht nur Touristen, sondern auch ausländische Unternehmer sollen verstärkt angelockt werden. Ein junger Markt eröffnet dabei neue Investitionsmöglichkeiten: Der Bereich Energieeffizienz ist derzeit ein heißes Thema in Frankreich. Nach dem Umweltprogramm des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy soll der Energieverbrauch in Wohnungen gesenkt und der Anteil der erneuerbaren Energie erhöht werden. Laut Bertrand Linder von Alsace International, einer Gesellschaft für Regionalentwicklung und Wirtschaftsförderung im Elsass, bietet das gesamte Umweltprogramm über zwölf Jahre verteilt ein Investitionsvolumen von 440 Milliarden Euro.
"Rund 60 Prozent der Häuser erfüllen nicht die Energievorschriften. Das ist der Markt der Zukunft", sagt Linder. Er ortet besonders für ausländische Unternehmen mit Expertise und Erfahrung im Energiebereich enorme Marktchancen. Denn in Frankreich ist das Thema noch relativ jung. Ein Förderpaket mit Steuergutschriften und diversen Zuschüssen soll Investitionen in diesem Bereich noch attraktiver machen.
Denis Schultz von der französischen Niederlassung des Biomasse-Kesselherstellers KWB sieht für sein Unternehmen ein "sehr großes Potenzial" am französischen Markt. Seit 2008 hat KWB auch eine Niederlassung im Elsass.
Österreich zurückhaltend
Grundsätzlich scheinen Investitionen in Frankreich bei österreichischen Firmen aber nicht sehr beliebt zu sein. Mit 285 Niederlassungen ist Österreich in Frankreich genauso stark vertreten wie in Serbien, "obwohl Serbien ein Zehntel der Kaufkraft von Frankreich hat", erläutert Herbert Preclik, österreichischer Handelsdelegierter in Paris.
Woher kommt diese Zurückhaltung gegenüber dem französischen Markt? Preclik macht vor allem die Strukturunterschiede zwischen dem französischen und dem österreichischen Markt dafür verantwortlich. "In Frankreich gibt es riesige Konzerne und kaum mittelständische Betriebe", erklärt er - völlig anders als in Österreich, wo Klein- und Mittelunternehmen (KMU) circa 99,6 Prozent aller Unternehmen ausmachen. KMU sollten sich davon aber nicht abschrecken lassen, betont der Handelsdelegierte, denn "es ist ein sehr aufnahmefähiger Markt".
David Appia, Präsident der Invest in France Agency, betont die Vorzüge Frankreichs: "Es ist ein stabiles, solides Land mit einer guten Infrastruktur und einem guten Bildungssystem. Außerdem ist der französische Markt ein großer Markt."
Das Vorarlberger Unternehmen A.S.T. hat den Schritt nach Frankreich gewagt. Der Hersteller von Fensterläden aus Aluminium hat 2006 einen ursprünglichen Kunden des Unternehmens im Elsass gekauft. "Der französische Markt ist für uns sehr wichtig. Und der Markteintritt ist wesentlich leichter, wenn man ein französisches Unternehmen ist", erläutert A.S.T.-Geschäftsführer Wolfgang Rigo die Gründe für die Investition.
Zu schaffen macht ihm das französische Arbeitsrecht. "Mitarbeiter wird man gar nicht los - außer mit viel Geld", erklärt er im Hinblick auf den strengen Kündigungsschutz. Deshalb stellt Rigo keine neuen Mitarbeiter ein, "obwohl wir den Umsatz seit der Übernahme verdoppelt haben".
Auch die Sicherheitsvorschriften in Frankreich seien zu strikt und unflexibel. "Es gibt hier eine Bürokratie, die man nicht gewohnt ist", sagt Rigo.
Hilfe bei den bürokratischen und rechtlichen Anforderungen für ausländische Unternehmen, die sich in Frankreich ansiedeln wollen, bieten die Invest in France Agency sowie Alsace International.