Immer mehr Gäste aus Saudi-Arabien. | Österreich gilt als "freundlich und tolerant". | Wien. Während die deutschen Gäste zuletzt ausgeblieben sind, freuen sich die heimischen Touristiker über wachsende Zuwächse aus dem arabischen Raum. Von Jänner bis April 2010 gab es ein Plus von 12,2 Prozent bei den Ankünften und einen Zuwachs von 19,5 Prozent bei den Nächtigungen aus den arabischen Ländern.
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Mittlerweile stellen die arabischen Länder den mit Abstand am stärksten wachsenden Übersee-Markt für den österreichischen Tourismus dar. Seit 2000 haben sich Ankünfte und Nächtigungen der arabischen Gäste in Österreich verdreifacht. Das Grüppchen ist noch klein, aber fein: Nicht einmal 100.000 Ankünfte gab es von arabischen Gästen in Österreich 2009. Der größte Teil kommt aus der Öl-Nation Saudi-Arabien.
Und diese lassen sich nicht lumpen: 80 Prozent der arabischen Gäste steigen in Hotels der Vier- und Fünf-Stern-Kategorie ab. Für eine 21-tägige Europareise geben arabische Gäste im Schnitt 1800 Euro aus, während alle anderen Touristen für solche Reisen durchschnittlich nur 680 Euro springen lassen, erzählt Klaus Ehrenbrandtner, Markt-Manager der Österreich Werbung (ÖW) in Dubai.
Frauen haben das Sagen
Seit letztem Jahr spricht die ÖW bei ihren Aktionen in Saudi-Arabien verstärkt Frauen an. Charlotte Newby, Marketing Managerin der ÖW in Dubai: "Während Männer traditionell die Rolle des Ernährers übernehmen, haben Frauen in Saudi-Arabien das Sagen bei Haushalt und Familie. Hierzu gehört auch die Urlaubsentscheidung, da die Reise ja im Familienverbund unternommen wird. Es gilt also, die Frauen mit unserer Botschaft zu erreichen."
Weil sich diese in Saudi-Arabien öffentlich nicht mit Männern unterhalten dürfen, heißt es: Von Frau zu Frau kommunizieren. Die ÖW setzt hier also auf weibliche Mitarbeiter in der Außenkommunikation, etwa beim Österreich-Auftritt auf einer derzeit laufenden Ferienmesse in Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad.
Gereist wird stets in der Großfamilie, rund zehn Familienmitglieder sind eher die Regel als die Ausnahme, dazu kommen oft noch zwei bis drei Bedienstete und ein Koch. In den heimischen Hotels ist also nicht nur Klasse, sondern auch Größe gefragt, denn die Saudis wohnen am liebsten in "Connected-Rooms", also miteinander verbundenen Zimmern.
An Österreich schätzen die arabischen Gäste in erster Linie die Natur und das angenehme Klima: Zwischen Mai und September fliehen sie gerne vor der Hitze an Orte, die blühende Wiesen, Wälder und Wässer zu bieten haben, erzählt Ehrenbrandtner. Wenn man das Naturerlebnis dann auch noch mit Kultur und Shopping in einer nahe liegenden Altstadt kombinieren kann, sei der Urlaub für die Saudis perfekt. Dementsprechend sind die liebsten Österreich-Destinationen der Araber Wien, Zell am See, Salzburg, Gastein, Innsbruck und Seefeld.
Weil der Ramadan (heuer Mitte August bis Mitte September) traditionell daheim verbracht wird, rührt die ÖW nun verstärkt für die Zeit davor und danach die Werbetrommel.
Saubere Natur und niedrigere Temperaturen als daheim könnten den Arabern grundsätzlich auch die Deutschen und die Schweizer bieten - doch hier haben die Österreicher die Nase vorne, "weil wir als freundlicher und toleranter gelten", freut sich Ehrenbrandtner. Vorsicht sei allerdings beim Service angebracht: Gäste aus Saudi-Arabien seien von zu Hause einen äußerst hohen Servicestandard gewohnt - und erwarten diesen selbstverständlich auch im Urlaub.
Können die heimischen Hoteliers dem immer entsprechen? "Ja, das können sie - und wenn nicht, machen wir das mit unserem Charme ganz einfach wieder wett, denn der kommt bei Arabern sehr gut an."