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Unter den glücklichen Österreichern gibt es vier besonders glückliche. Das sind die roten Landeshauptleute Gabi Burgstaller, Michael Häupl, Hans Niessl und Franz Voves. Ob sie richtige Linke sind, ist fraglich, aber sie müssen es sein, denn links von ihnen ist gar nichts mehr. Darum genießen sie im Vergleich zu ihren deutschen Parteifreunden enorme Lebensqualität.
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So ein Debakel, wie es gerade der SPD-Vorsitzende Kurt Beck erleidet und mitverschuldet, wäre in Österreich undenkbar. In Deutschland nährt sich das linke Elend aus drei Quellen: Erstens gibt es in der SPD schon immer einen linken Flügel. Er verursacht manchmal den Sturz des sozialdemokratischen Kanzlers, falls Deutschland gerade einen solchen hat.
West- und Ost-Linke
Zweitens hat SPD-Dissident Oskar Lafontaine schon vor Jahren richtig erkannt, dass links vom linken SPD-Flügel noch immer ganz schön Rabatz zu machen ist. Also gründete er eine linkslinke Konkurrenz zur SPD. Und drittens hat die deutsche Wiedervereinigung den Sozialdemokraten auch noch die in originalem DDR-Rot gefärbten Linken beschert. Es gibt also West-Linke und Ost-Linke, die im Jahr 2005 gemeinsam kandidierten und mit 8,7 Prozent in den Bundestag einzogen. Blickt die SPD in Panik nach links, dann erscheint ihnen die rechts sitzende Kanzlerin Angela Merkel wie eine Plüschbärin, aber das kann ein Trugbild sein.
Der Brennpunkt des Geschehens liegt momentan im Bundesland Hessen, er heißt Andrea Ypsilanti. Die klaren Mehrheiten sind bei der Landtagswahl am 27. Jänner weggeschwommen, etablierte Parteien wie CDU oder FDP sperren sich gegen eine Koalition mit Ypsilantis siegreicher SPD, nicht einmal eine Ampelkoalition geht. Aber da gibt es ja im Landtag neuerdings noch "Die Linke", gewählt mit 5,1 Prozent der Stimmen. Kein anständiger Sozialdemokrat pflegt mit ihr Umgang. Aber andererseits: Könnten deren Abgeordnete am 5. April, wenn der Landtag den Ministerpräsidenten bestellt, ihre geheimen Stimmen nicht rein zufällig und ohne das Brimborium eines Koalitionspaktes für Ypsilanti verlieren? Beck lässt das deutlich offen, Ypsilanti spekuliert heftig. Ihr Bild wird von ihren Feinden innerhalb und außerhalb der SPD bereits wie das einer öffentlichen Sünderin herumgereicht.
Österreichs Linke?
Was es im Ausland für Sachen gibt! Wo aber sind die österreichischen Linken wirklich? Vielleicht in einer niederösterreichischen Devotionalienhandlung, in der zur Zeit auch Herz-Jesu-Wahlplakate angeboten werden, auf denen sich die SPÖ als eine Partei mit Herz anpreist? Stecken sie im Wasserzeichen auf dem von Bundeskanzler Alfred Gusenbauer entworfenen Inflations-Hunderter? Bei Sozialminister Erwin Buchingers Friseur? In einem Flöttl-Keller, in dem alte Quittungen über kleine Freundschaftsdienste im linken Macht-Dreieck SPÖ-ÖGB-Bawag verschimmeln? Wir erfahren es nicht, solange nicht der Grüne Peter Pilz dazu einen Untersuchungsausschuss durchsetzt.
Aber andererseits fahren österreichische Politiker fast aller Parteien und Bundesländer in der Ausgabenpolitik einen so linken Kurs, dass er schon wieder das linke Niveau der deutschen Nachbarn erreicht, über die "Die Zeit" soeben kopfschüttelnd bemerkt: "Schließlich driftet das Land schon seit geraumer Zeit langsam, aber stetig nach links."
Wieso das in Österreich ohne Linkslinke so blendend funktioniert, hätte vielleicht Großmutter genau erklären können, aber die ist schon gestorben. Sie hat des Öfteren gesagt: Links ist, wo der Daumen rechts ist.