Bangkok. Nach den erneuten schweren Auseinandersetzungen in Thailand haben die oppositionellen Rothemden einen Hilfsappell an die Europäische Union gesendet. Die Opposition veröffentlichte am Donnerstag einen Brief an die EU-Botschaft in Bangkok, in dem sie "dringend" um die Entsendung von EU-Beobachtern in das südostasiatische Land bat. | Lage in Bangkok beruhigt sich nicht
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
"Die Regierung geht mit Gewalt gegen unschuldige Demonstranten vor, und es ist wahrscheinlich, dass es weitere gewaltsame Niederschlagungen geben wird", sagte einer der Anführer der Rothemden, Jaran Ditsatapichai. In der vergangenen Woche hatte die Opposition bereits die Entsendung einer UNO-Friedenstruppe gefordert.
Nach dem Tod eines Soldaten bei den jüngsten Oppositionsprotesten hat die thailändische Armee unterdessen ein entschiedeneres Vorgehen gegen die Regierungsgegner in Bangkok angekündigt. Das Militär werde die Kontrollen an den Zufahrtstraßen in das von den sogenannten Rothemden besetzte Einkaufsviertel verschärfen, sagte Militärsprecher Sansern Kaewkamnerd am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Auf diese Weise sollten Waffentransporte in den Distrikt unterbunden werden. Zudem solle dadurch verhindert werden, dass weitere Oppositionsanhänger in den Stadtteil strömten.
Die Rothemden hatten am Mittwoch versucht, ihre Proteste auf die Vororte der Hauptstadt auszuweiten. Sicherheitskräfte stellten sich ihnen allerdings in den Weg. Bei den darauffolgenden schweren Auseinandersetzungen wurde ein Soldat getötet, 19 weitere Menschen verletzt. Augenzeugen zufolge wurde der Soldat von der Kugel eines Kameraden getroffen.
Die Oppositionellen rechnen nach den heftigen Zusammenstößen mit einer Welle der Unterstützung. Seit Mittwoch sei klar, dass die Regierung Krieg gegen uns führe, rief ein Anführer der Rothemden den Demonstranten in ihrem Barrikaden-Lager zu. "Ich glaube, dass nach diesen Geschehnissen mehr Menschen kommen und wir weiter kämpfen werden. Wir glauben, dass der Sieg nahe ist."
Bisher 27 Tote
Insgesamt kamen seit der nunmehr sieben Wochen anhaltenden Krise 27 Menschen gewaltsam ums Leben, knapp 1000 wurden verletzt. Die Oppositionellen halten seit Wochen ein Geschäftsviertel in Bangkok besetzt und haben sich dort hinter Barrikaden verschanzt. Viele von ihnen sind Anhänger des 2006 gestürzten Regierungschefs Thaksin Shinawatra und fordern den Rücktritt der Regierung von Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva sowie Neuwahlen.
Das österreichische Außenministerium rät "von nicht unbedingt notwendigen Reisen nach Thailand bis auf weiteres" ab. Es bestehe ein "hohes Sicherheitsrisiko", hieß es auf der Homepage des Außenministeriums am Donnerstag.