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Vor zwei Jahren ging die US-Investmentbank Lehman Brothers pleite. Das markierte den offiziellen Beginn der weltweiten Finanzkrise. Sie hat auch in Österreich zur Verstaatlichung von Banken geführt, zehn Milliarden Euro Steuergeld wurden in große Institute hineingepumpt.
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Zwei Jahre, in denen die Welt in eine tiefe Rezession mit Millionen Arbeitslosen rutschte und noch nicht weiß, ob nun das Ärgste vorbei ist oder erst kommt.
In diesen 24 Monaten ist viel geredet worden - von Aufsicht, strengeren Kapitalvorschriften für Finanzinstitute und dem Verbot von gefährlichen Finanzprodukten. Gute Ideen. Passiert ist in diesen zwei Jahren nicht allzu viel. Zwar soll es 2011 soweit sein, dass die Aufsichtsbehörden tatsächlich genauer hinschauen dürfen, aber im September 2010 ist die Welt nicht weiter als 2008.
Die Finanzindustrie dagegen ist viel weiter. Die Geschäfte haben sich teilweise in Fondsgesellschaften verlagert, deren einziger Geschäftszweck es nach wie vor ist, kurzfristig Geld zu machen.
Kurzfristig, das heißt mittlerweile: in Sekunden. "High-Frequency-Trading" (sinngemäß am besten übersetzt mit Hochgeschwindigkeitshandel) nennt sich die Innovation. Computer machen dabei Geschäfte miteinander und verkaufen sich Tausende Waren pro Sekunde: Währungen, Aktien, Rohstoffe - alles, was an Börsen gehandelt werden kann. Die Computer stehen irgendwo auf der Welt, dem physischen Zugriff von Behörden entzogen. Hinzugreifen traut sich niemand - es wäre wie die Finger in ein rotierendes Messerblatt zu stecken.
Das neue Spielzeug der noch kurzfristiger agierenden Investmentgesellschaften ist - zwei Jahre nach Lehman - blanker Zynismus. Für Privatanleger macht es Börseausschläge vollkommen undurchsichtig. Für börsenotierte Firmen oder Währungen wird jede Veröffentlichungspflicht zur Farce, wenn riesige Kursausschläge durch Supercomputer in der chinesischen Provinz ausgelöst werden können - egal, wie die fundamentalen Daten ausschauen. Zwei Jahre nach Lehman sind die Altlasten noch nicht beseitigt, aber schon wird die Mega-Krise der Zukunft vorbereitet. Wozu das "High-Frequency-Trading" gut sein soll? Niemand weiß es. Wenn es eine Lehre aus Lehman gibt: Diese Geschäfte verbieten - so schnell es geht.