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Royals verbannen Blair und Brown vor den Fernseher

Von Michael Schmölzer

Europaarchiv

Buckingham Palace kontert: "Kein Staatsakt im engeren Sinn". | Labour-Premiers fehlt wichtige Ordensmitgliedschaft. | London. Der Skandal ist perfekt: "Gammler sind zur königlichen Hochzeit eingeladen, aber ehemalige Premierminister nicht", jubelt das Boulevardblatt "Daily Mail". Mit "Gammler" ist Kate Middletons Onkel Gary Goldsmith gemeint, das schwarze Schaf der Familie. Kolportiert wird, dass sich Goldsmith von Kate Middletons Mutter regelrecht verstoßen sah, nachdem sein Kokainkonsum ruchbar geworden war. Genüsslich verweist der Boulevard auf die zahlreichen Tätowierungen Goldsmiths und seinen unsteten Lebenswandel.


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Labour "not amused"

Bei den düpierten Ex-Regierungschefs handelt es sich um Tony Blair und Gordon Brown, beide finden sich nicht auf der Gästeliste. Diesmal ist es die traditionsreiche britische Arbeiterpartei und nicht die Queen, die "not amused" ist. Irritiert wird darauf verwiesen, dass die konservativen Ex-Premiers Baroness Margret Thatcher und Sir John Major eingeladen wurden, um das Hochzeitspaar werden sich auch ganz gewöhnliche Tory-Abgeordnete tummeln. Blair und Brown dürfen das nicht. Für Missmut sorgt zudem, dass Thatcher zwar eingeladen wurde, es aber von vorneherein klar ist, dass die Ex-"Iron Lady" zu gebrechlich ist, um an dem Fest teilzu nehmen.

Labour mag zwar proletarische Wurzeln haben, bei adeligen Großereignissen sieht man sich dennoch nur ungern vor die Tür gesetzt. Dementsprechend heftig wird protestiert. Der Schritt stelle eine ernste Beleidigung dar, heißt es, Berater der Regierung hätten den Königshof vor den Konsequenzen derartiger Missachtung warnen sollen. Penibel wird aufgezählt, dass bei der Hochzeit von Prinz Charles und Lady Di 1981 alle noch lebenden Premiers - Harold Macmillan, Alec Douglas Home, Harold Wilson, Edward Heath und James Callaghan eingeladen waren. Labour-Justizsprecher Chris Bryant fasst den Unmut in Worte: "Ehemalige Premierminister haben dem Land gedient und sollten nach den gleichen Gepflogenheiten behandelt werden, wie das in der Vergangenheit der Fall war."

Unterdessen wird in Großbritannien gerätselt, was der Grund für die allerhöchste Missachtung verdienter Staatsdiener ist. Eine Quelle will wissen, dass es Kate und William schlichtweg nicht in den Sinn gekommen wäre, Blair und Brown einzuladen. Man hätte einfach irgendwo einen Schlussstrich ziehen müssen, heißt es. Der Königshof selbst ist in Sachen Etikette kaum in Verlegenheit zu bringen und hat eine andere Antwort parat. Die Hochzeit sei kein Staatsakt im engsten Sinn, deshalb gebe es keinen Grund, alle ehemaligen Regierungschefs einzuladen. Man beruft sich darauf, dass es sich bei William ja nicht um den unmittelbaren Thronfolger handle. Außerdem, so heißt es, seien Thatcher und Major Mitglieder des prestigeträchtigen Garter-Ordens, Blair und Brown nicht.

Bahrain-Prinz gibt auf

Kritik an der royalen Einladungspolitik gibt es auch aus ganz anderen Gründen. So hätte der Kronprinz von Bahrain, Hamad al-Khalifa, zu dem Fest kommen sollen - und auch wollen. Allerdings wird in dem arabischen Königreich derzeit eine Demokratie- und Bürgerrechtsbewegung mit brutaler Gewalt niedergeschlagen. 26 Menschen sind dabei ums Leben gekommen, zuletzt wurden vier Demonstranten zum Tode verurteilt, weil sie einen Polizisten umgebracht haben sollen. Hamad al-Khalifa wäre in London von hunderten wütenden Demonstranten empfangen worden, deshalb sagte er sein Erscheinen vorsichtshalber ab. Immerhin wurde der syrische Botschafter angesichts des Massakers, das seine Regierung zuletzt an Zivilisten angerichtet hat, wieder ausgeladen.