Zum Hauptinhalt springen

Ruby-Gate-Prozess startet am 6. April

Von Rainer Mayerhofer

Europaarchiv
Die Affären rund um Ruby (links) haben für Silvio Berlusconi ein gerichtliches Nachspiel. Foto: ap

Amtsmissbrauch, Sex mit minderjähriger Prostituierter stehen zur Debatte. | Untersuchungen über Berlusconis römische Feste. | Mailand. Silvio Berlusconis Schicksal liegt im wahrsten Sinn des Wortes in der Hand der Frauen. Drei weibliche Richterinnen - Carmen DElia, Orsola De Cristofaro und Giulia Turri- werden ab dem 6. April das Schnellverfahren gegen den italienischen Regierungschef führen, in dem er sich wegen Vorwürfen des Amtsmissbrauchs und der sexuellen Beziehung zu einer Minderjährigen Prostituierten verantworten muss.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Amtsmissbrauch kann mit einer Strafe von vier bis zwölf Jahren geahndet werden, Beziehungen zu minderjährigen Prostituierten mit sechs Monaten bis drei Jahren.

Berlusconi wird vorgeworfen, zu der aus Marokko stammenden Prostituierten Karima El Mahroug, alias Ruby, für Geld und andere Geschenke sexuelle Beziehungen unterhalten zu haben. Als Ruby wegen eines Diebstahls von der Polizei in Mailand festgenommen wurde, schaltete sich Berlusconi, der sich zu dem Zeitpunkt in Paris befand, in der Nacht vom 27. zum 28. Mai 2010 persönlich ein, um die Freilassung des am 1. November 1992 geborenen Mädchens zu erreichen. Von der lombardischen Regionalabgeordneten seiner Partei, Nicole Minetti, die auch die Mädchen für seine privaten Feste anheuerte, alarmiert, behauptete Berlusconi, Ruby sei eine Nichte des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak und verlangte ihre sofortige Freilassung.

Noch Monate später, in einer Parlamentsdebatte im Jänner dieses Jahres, verteidigten Parteifreunde den Premier und meinten, er habe mit seiner Intervention nur einen internationalen Zwischenfall mit diplomatischen Verwicklungen vermeiden wollen. Laut italienischen Presseberichten befürchtete Berlusconi jedoch, dass Ruby in der Haft zu plaudern beginnen könne.

Mehrere Zeitungen berichten, dass auch die Staatsanwaltschaft Rom Untersuchungen aufgenommen habe, die ausschweifende Feste in den Wohnungen Berlusconis in der Hauptstadt Rom betreffen.

Opposition verlangt sofortigen Rücktritt

Italiens Oppositionsparteien forderten umgehend den Rücktritt der Premiers. Berlusconi selbst hüllte sich in Schweigen. Sein Justizminister Angelino Alfano schloss einen Rücktritt aus und pochte auf die Unschuldsvermutung. Mehrere Vertraute des Regierungschefs wiederholten die bekannte Verschwörungstheorie, dass es sich bei allem nur um ein Komplott der Justizbehörden handle, um die Regierung Berlusconi zu stürzen.