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Der alte Fuchs will es also noch einmal wissen: Knapp vor Ablauf der Frist gab der amtierende ORF-Generalintendant Gerhard Weis bekannt, dass er sich doch um die eigene Nachfolge bewerben werde. Auf der nun vorliegenden Liste der eingelangten Bewerber ist er in der Tat der weitaus qualifizierteste Kandidat für die neugeschaffene Position eines ORF-Generaldirektors. Damit ist seine Argumentation für ein nochmaliges Antreten - es habe sich unter den Bewerbern keiner gefunden, der den von ihm eingeschlagenen erfolgreichen Kurs angesichts der für die nächsten Jahre auf das Unternehmen zukommenden ökonomischen Herausforderungen glaubhaft weiterführen könne - kaum zu widerlegen.
Andererseits geht es vielleicht doch nicht so sehr um das Fortsetzen eines Weges, sondern um das Aufspüren und Betreten von neuen Wegen unter veränderten Rahmenbedingungen. Dass Weis dem ORF seit über 30 Jahren in leitenden Positionen angehört, bürgt zwar für Erfahrung und Beständigkeit, signalisiert aber auch erstaunliche Wendigkeit und Anpassungsfähigkeit. Nicht zuletzt ist Weis mitverantwortlich dafür, dass sich der ORF immer mehr dem Niveau der Privatsender angenähert hat, dass die Grenzen dessen, was einem öffentlich-rechtlichen Sender noch ansteht, wiederholt überschritten worden sind und werden. Bei Zeiler bis zur Schamlosigkeit, seit Weis mit einem offenbar permanent schlechten Gewissen, dem sich viele seiner programmatischen Rückbesinnungen - z. B. Ausbau der Information - verdanken dürften. Für eine Erneuerung sind neue Personen gefragt. Kommt nur darauf an, welche gefunden werden.