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Washington - Die Wahlkampfstrategen stehen schon in den Startlöchern. Und wenn der Irak-Krieg zu Ende ist, wird auch US-Präsident George W. Bush seine volle Aufmerksamkeit auf die Kampagne für seine Wiederwahl im kommenden Jahr richten. Im Mittelpunkt dürfte das Thema stehen, das seinen Vater die zweite Amtszeit kostete: die schwächelnde Wirtschaft. Das Geld und die zentrale Botschaft liegen schon bereit. Das Weiße Haus hofft, dass der Sieg im Irak Bush Rückenwind für eine ganze Reihe von innenpolitischen Erfolgen gibt - und Munition für die Wiederwahl. Bush senior versäumte 1991, aus seiner Beliebtheit unmittelbar nach der "Operation Wüstensturm" im Irak Kapital zu schlagen. Das wollen die Republikaner nicht noch einmal erleben.
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Die Demokraten wiederum hoffen, dass Bush auf dem Gebiet der Innenpolitik angreifbarer ist als als Kriegsherr. "Selbstverständlich wird die innenpolitische Bilanz dieses Präsidenten bei der Wahl 2004 ein bedeutender Faktor sein", sagt der Vorsitzende der Demokratischen Partei, Terry McAuliffe. Seine Parteifreunde verweisen darauf, dass seit Bushs Amtsantritt zwei Millionen Arbeitsplätze wegfielen und der Dow Jones in ein Dauertief sackte.
Die Republikaner prophezeien unverzagt, dass die Wirtschaft wieder anspringen wird, sobald im Irak die letzten Schüsse gefallen sind. Und falls das nicht funktioniert, solle Bush zumindest Anerkennung dafür ernten, dass er es versucht habe. Während sein Vater nach dem Krieg eher bescheidene innenpolitische Vorhaben präsentierte, machte Bush junior vollmundige Versprechen - angefangen mit Steuersenkungen im Umfang von 725 Milliarden Dollar (675 Mrd. Euro). Der Kongress billigte am Freitag nur Steuererleichterungen von maximal 550 Milliarden Dollar. Einige Berater des Präsidenten glauben aber, dass Bush sich doch noch durchsetzen wird - wenn seine Beliebtheit unmittelbar nach Kriegsende einen neuen Höhepunkt erreicht.
Weil Bush senior zu große Zurückhaltung gegenüber der Wirtschaft vorgeworfen wurde, zeigt sich sein Sohn mit Vorliebe in Begleitung von Geschäftsleuten. In der vergangenen Woche trat der Präsident nach Beratungen mit Managern gemeinsam mit den Wirtschaftsbossen vor das Weiße Haus, um mit der Presse über seine Pläne zu diskutieren. Der republikanische Wahlkampfstratege Rich Galen ist begeistert von solchen Aktionen. "Was die Demokraten übersehen ist, dass dieser Präsident großartig darin ist, eine Botschaft rüberzubringen", sagt er.
Zudem will Bush bei den Bürgern auch weiterhin mit seinem Kampf gegen den Terror punkten. "Er braucht die Wähler nur daran zu erinnern, dass wir in gefährlichen Zeiten leben und dass die Beziehung der Demokraten zum Militär bestenfalls lauwarm ist", sagt Whit Ayres, Meinungsforscher der Republikanischen Partei. Ayres glaubt, dass der Irak-Krieg weniger schnell aus dem Blickfeld gerät, als die Demokraten hoffen.
Zumal das offizielle Kriegsende vermutlich Bush bestimmt. Wann er dies tut, ist nach Angaben des Weißen Hauses keineswegs sicher - auch wenn die Kämpfe bald vorüber sein könnten. Mitarbeiter des Präsidenten erklären, bis zur vollständigen Befriedung des Irak könnten Monate vergehen. Schließlich habe Bush auch den Krieg in Afghanistan nie offiziell beendet.
Dieser Punkt lässt sich allerdings auch gegen Bush verwenden. "In Afghanistan sieht es immer mehr danach aus, als wären die Reden des Präsidenten über Frieden leere Versprechen", sagt Senator John Edwards, einer der Präsidentschaftskandidaten der Demokraten. "Deshalb müssen wir ihn auf seine Versprechen über den Wiederaufbau des Irak festnageln."
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