Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 11 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Norbert Darabos’ seinerzeitiger Wunsch ist am Sonntag in Erfüllung gegangen: Die Wehrpflicht bleibt "in Stein gemeißelt", so wie vorläufig auch er als Verteidigungsminister und nun behinderter Berufsheer-Fan. Zumindest in der Parteispitzendebatte "im Zentrum" (ORF2) erweckte die Koalition Sonntag den Eindruck, dem Ergebnis der Volksbefragung Rechnung zu tragen und das Wehrpflichtheer reformieren zu wollen. Entgegen den Erwartungen der meisten Kommentatoren ist fast die Hälfte der Abstimmungsberechtigten zu den Urnen gegangen. Wie aus den vom ORF präsentierten Analysen deutlich hervorging, war die Triebfeder die Sorge um Bewährtes wie den Zivildienst und die Katastropheneinsätze des Bundesheeres. Was sich dann ja auch in der fast 60-prozentigen Ablehnung eines Berufsheeres niederschlug. Die Auswirkungen auf die NR-Wahl sind ungewiss. Die ÖVP erhofft anhaltenden Rückenwind, die SPÖ setzt auf den Zeitteppich. Die Volksbefragung hatte aber auch einen beruhigenden Nebeneffekt: die Demonstration der begrenzten Meinungsmacht des Boulevards, zum Teil aber auch den Nachweis, dass Schlagseiten elektronischer Medienschlachtschiffe wie des ORF-TV den Bürgerwillen nur minimal irritieren können. Daher sah es wohl ein wenig nach "Haltet den Dieb" aus, dass TV-Chefredakteur Fritz Dittlbacher in der "Zeit im Bild" die Frage nach den letztlich erfolglosen Berufsheerkampagnen mit der weisen Einsicht beantwortete, Medien könnten Trends beeinflussen, aber nicht umdrehen.