Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 9 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Dort, wo der FC Bayern am Dienstag eine furiose 6:1-Fußballgala in der Champions League abgeliefert hat, hat einst ein Österreicher Geschichte geschrieben. Das erste offizielle Tor in der späteren WM-Arena schoss nämlich am 19. Mai 2005 ausgerechnet der frühere 1860-Stürmer Peter Pacult anlässlich eines Spielchens gegen die Legenden in den rot-blauen Bayern-Dressen. Nicht ganz zehn Jahre später kann der 24-fache Teamspieler von solchen großen Bühnen nur noch träumen, stattdessen heißt es für den 55-Jährigen auf holprigen Plätzen in Horn und Hartberg aufzutreten. Denn seit Mittwoch ist Pacult neuer Trainer des abstiegsgefährdeten Zweitligisten FAC. Nicht ganz Unrecht hat, wer dies als Abstieg in die Niederungen des (heimischen) Fußballs ansieht. In der Tat hat der Wiener turbulente Jahre hinter sich, in denen er sich vom Löwen-Kultstürmer zum -Cheftrainer hochgemausert hat, um dann via Kärnten und Dresden fast fünf Jahre den Trainersessel in Hütteldorf einzunehmen. Dort schaffte er es immerhin einmal zum Meister (2008 dank des legendären 7:0 in Salzburg) sowie dank zweier Triumphe über Aston Villa in die Europa League. Seitdem hat der schwierige Charakterkopf nicht mehr viele Positivschlagzeilen geliefert: 2011 unehrenhaft von Rapid entlassen, nachdem er ein Techtelmechtel mit Dietrich Mateschitz begonnen hatte; nach dem Wechsel zu RB Leipzig wurde er dort ebenso wegen mangelnder Erfolge abgesägt wie später bei Dynamo Dresden. Nach mehr als 600 Tagen Trainer-Arbeitslosigkeit darf Pacult nun wieder in Floridsdorf werken. Ob man das als Abstieg bezeichnen kann, wird ihm wohl egal sein, schließlich meinte er einmal, dass nicht jeder ein Pep Guardiola sein könne. Pacult spricht auch lieber von Heimkehr, schließlich begann seine aktive Karriere einst beim FAC: "Ich musste nicht lange nachdenken, um zu den Wurzeln meiner Karriere zurückzukehren." Auch eine schöne Geschichte.