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Rückläufige Energiepreise verhageln OMV die Quartalsbilanz

Von Karl Leban

Wirtschaft
Die OMV will heuer Investitionen in der Höhe von 3,8 Milliarden Euro flüssig machen.
© OMV AG

Gaseinspeicherung für Winter läuft heuer viel besser - Russland liefert derzeit zu 100 Prozent.


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Bei der OMV sind die Öl- und Gaspreise ein wesentlicher Faktor dafür, ob es mit dem Geschäft rauf- oder runtergeht. Nach dem Höhenflug im vergangenen Jahr, befeuert vor allem durch Russlands Krieg gegen die Ukraine, sind die Preise inzwischen wieder deutlich auf dem Rückzug. In der Konzernbilanz für das erste Quartal hat dies jedenfalls tiefe Spuren hinterlassen.

So war die OMV bei ihrem Umsatz mit einem scharfen Rückgang um fast ein Drittel auf 10,96 Milliarden Euro konfrontiert. Unter dem Strich resultierte daraus ein Gewinn, der mit 592 Millionen Euro ebenfalls um nahezu ein Drittel schwächer ausfiel als im ersten Quartal des Vorjahres.

Deutlich schlechter entwickelte sich auch das Chemiegeschäft, das im Unternehmen als neuer Wachstumsmotor gilt und an das die OMV große Hoffnungen knüpft, bis 2050 klimaneutral zu werden. Vorstandschef Alfred Stern sprach am Freitag in einer Telefonkonferenz mit der Presse dennoch vom zweithöchsten Ergebnis eines ersten Quartals in der Firmengeschichte. An Wiens Börse quittierten die Investoren die Geschäftszahlen bei der OMV-Aktie im Handelsverlauf mit einem Kursminus von bis zu 1,6 Prozent.

CEO: "Sind Gazprom verpflichtet"

Aus Russland bezieht die OMV gegenwärtig 100 Prozent der vertraglich zugesicherten Gasmengen, wie Stern berichtete. Russland ist nach wie vor mit Abstand der größte Gaslieferant Österreichs. "Solange Gazprom liefert, sind wir verpflichtet, das Gas entgegenzunehmen", betonte Stern unter Hinweis auf eine bis 2040 laufende Vereinbarung mit dem vom Kreml kontrollierten Energieriesen.

Zum Aufbau der Gasvorräte für den Winter sagte der Manager: "Wir speichern mittlerweile wieder ein, und wir sind in einer wesentlich besseren Lage als zur gleichen Zeit des vergangenen Jahres." Laut Stern sind die OMV-Speicher aktuell zu circa 70 Prozent gefüllt, im Vorjahr lag dieser Wert zum gleichen Zeitpunkt bei lediglich 15 bis 20 Prozent. "Da sind wir also mehr als dreimal so hoch in dem Speicherstand, den wir heute haben", erklärte Stern. Womit er sich auch für die weitere Gaseinspeicherung bis zum kommenden Winter zuversichtlich zeigte.

Große Fortschritte sieht Stern denn auch bei den Bemühungen der OMV, bei Gas nicht-russische Bezugsquellen anzuzapfen: "Wir haben zurzeit wesentlich höhere nicht-russische Gasmengen zur Verfügung als wir Pipeline-Kapazität nach Österreich buchen konnten." Damit sei die OMV in der Lage, ihre Kunden jederzeit zu beliefern, auch bei einem Ausfall der russischen Lieferungen, so Stern.

Bald Entscheidung zu "Neptun"

Beim Gasfeld "Neptun" im Schwarzen Meer, das mit ungefähr 50 Milliarden Kubikmetern das größte in Europa ist, will der OMV-Chef bis zum Sommer entscheiden, ob dort investiert werden soll. Die kommerzielle Produktion aufzubauen, würde dann noch vier Jahre dauern, ehe Anfang 2027 mit der Gasförderung begonnen werden könnte. Das Gasfeld "Neptun" teilt sich die rumänische OMV-Tochter Petrom zu 50 Prozent mit dem rumänischen Gasunternehmen Romgaz.

Ein weiteres Projekt betrifft die Einspeicherung von CO2 in Norwegen, wofür die OMV und ihr lokaler Partner, der norwegische Öl- und Gaskonzern Aker BP, eine Lizenz bekommen haben. Stern zufolge geht es da um jährlich 5 Millionen Tonnen Kohlendioxid. Die Investmententscheidung soll 2025 fallen. Detail am Rande: In der EU ist die Einspeicherung von CO2 noch nicht einheitlich geregelt, in Österreich etwa ist sie verboten.

In Summe will die OMV im laufenden Jahr in diverse Projekte, darunter auch ein Geothermie-Projekt für Wien, 3,8 Milliarden Euro investieren - etwas mehr als 2022 (3,7 Milliarden).