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Rückschlag bei Bankenhilfe

Von Stefan Melichar und Herbert Hutar

Wirtschaft

OeNB: Institute "warten auf ein günstigeres Fenster". | Finanzministerium: "Liegen im Plan." | Wien. Die Regierung stößt bei ihren Bemühungen, den heimischen Banken in Sachen Liquiditätsbeschaffung unter die Arme zu greifen, auf neue Probleme. Nicht nur, dass die zur Belebung des Markts für Zwischenbankkredite ins Leben gerufene Clearingstelle bis dato wenig Zuspruch gefunden hat; nun kommt auch noch die Emission staatlich garantierter Anleihen, die Banken direkt begeben können, ins Stottern.


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Philip Reading, Direktor der Hauptabteilung Finanzmarktstabilität und Bankenprüfung in der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), bestätigte am Freitag Informationen der "Wiener Zeitung", denenzufolge in den vergangenen Tagen zwei Institute die Emission derartiger Anleihen abgeblasen hätten. Grund dafür sind wohl die hohen Risikoaufschläge, mit denen Österreich von internationalen Investoren derzeit für sein Osteuropa-Engagement abgestraft wird. Die betroffenen Banken hätten einfach nicht den angestrebten Preis für ihre Anleihen bekommen, so Reading.

Emissionen Ende März?

Dass die per Emissionskalender geregelte Platzierung von Garantieanleihen derzeit generell gestoppt sei, relativiert Reading: Manche Institute hätten ohnehin erst vor, Ende März derartige Wertpapiere zu begeben. Allerdings verweist der Bankenaufseher darauf, dass es wichtig sei, sich nicht den schlechten Rahmenbedingungen zu beugen: Akzeptiere ein Institut die schlechten Konditionen, könnte dies den Markt auch für alle anderen "beschädigen".

Dabei haben sich jene fünf Garantieanleihen österreichischer Banken, die bis Anfang Februar platziert worden sind, guter Nachfrage erfreut. Die Erste Group hat bereits zwei derartige Emissionen getätigt, Raiffeisen Zentralbank, Volksbank AG und Kommunalkredit je eine.

Hypo Kärnten "überlegt"

Unbestätigten Informationen zufolge ist die Kommunalkredit auch eines jener beiden Institute, die nun eine Emission verschoben haben. Dies wurde allerdings seitens der verstaatlichten Bank umgehend dementiert. Zweites Institut soll die Kärntner Hypo Group Alpe Adria sein. Eine Sprecherin wollte dies am Freitag weder bestätigen noch dementieren: "Wir sind beim Überlegen, ob und wann wir etwas platzieren."

Laut Reading würden die betroffenen Banken nun auf ein "günstigeres Fenster" warten, um ihre Anleihen an den Mann zu bringen. Dies sei nicht schlimm, da sie das Geld "nicht so dringend" brauchen würden. Volumina wollte Reading nicht nennen. Die bisherigen Anleihen würden jeweils 1 bis 1,5 Mrd. Euro auf die Waage bringen.

Im Finanzministerium bezeichnet man die ganze Angelegenheit als Fehlinformation und mögliches Missverständnis: Man liege bei den Garantieanleihen "im Plan".

Auch OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny hat noch am Donnerstagabend den Erfolg der bisherigen Maßnahmen zur Krisenbewältigung gelobt. Er denke sogar über eine Ausweitung des staatlichen Garantieprogramms auf Industrieanleihen nach, weil die Kapitalversorgung der Betriebe noch immer nicht funktioniere. In Bankkreisen wird befürchtet, dass das den Anleihenmarkt weiter unter Druck bringen könnte.