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Rückschlag für christliche Ökumene

Von Heiner Boberski

Politik

Protestanten über vatikanische Instruktion irritiert. | Abbruch der Gespräche über Bibel-Einheitsübersetzung. | Bonn/Hannover/Vatikan. Der Papstbesuch im Land der Reformation im August wurde in der Öffentlichkeit auch als positives Signal für die christliche Ökumene gedeutet. Doch nun musste der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, der Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann, in Bonn eine "erhebliche Belastung" des Ökumeneprozesses bekanntgeben. Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) haben laufende Gespräche zur gemeinsamen Überarbeitung der Einheitsübersetzung der Bibel abgebrochen, da sie in absehbarer Zeit keine Lösungen für die bestehenden Probleme sehen.


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Als Grund für die EKD-Entscheidung nannte der Vorsitzende des Rates der EKD, Bischof Wolfgang Huber von Berlin-Brandenburg, in Hannover eine vatikanische Instruktion zum "Gebrauch der Volkssprache bei der Herausgabe der Bücher der römischen Liturgie". Teile dieser Weisung seien für die evangelische Seite nicht akzeptabel.

Dieser im Mai 2001 veröffentlichte Text habe, so der Wiener Bibelexperte Roland Schwarz im Gespräch mit der "Wiener Zeitung", die lateinische Vulgata als Bezugspunkt für Übersetzungen herausgestrichen und so den Eindruck erweckt, die lateinische Fassung sei wichtiger als die meist griechischen Urtexte.

Huber bedauerte die Entwicklung, denn die ältere Einheitsübersetzung aus dem Jahr 1978 sei in vielen Bereichen der evangelischen Kirche gern und mit Gewinn benützt worden. Auch wenn eine gemeinsame Bibelübersetzung künftig nicht mehr zur Verfügung stehe, bleibe die Bibel das stärkste Band zwischen den Kirchen. Wie Kardinal Lehmann mitteilte, werde die katholische Bischofskonferenz nun allein mit Vertretern der Herausgeber der Einheitsübersetzung aus anderen deutschsprachigen Ländern an eine Überarbeitung gehen.

Schon die vom gegenwärtigen Papst Benedikt XVI. in seiner früheren Eigenschaft als Präfekt der Glaubenskongregation verfasste vatikanische Erklärung "Dominus Iesus", welche die Vorrangstellung der katholischen Kirche betont, hatte starke Irritationen in den ökumenischen Beziehungen hervorgerufen.

Es gibt aber auch einen ökumenischen Lichtblick: In Rom kündigte der Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, Kardinal Walter Kasper, ein gemeinsames Dokument mit den Lutheranern zu wichtigen theologischen Fragen an, das am 28. September in Bari unterzeichnet werden soll.