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Ungarn reagiert vorsichtig auf Kosovo-Unabhängigkeit. | Budapest. Ein entschiedenes Ja oder Nein zur Unabhängigkeit des Kosovo ist in Budapest nicht zu hören. Denn die ungarische Außenpolitik muss vor allem auf die eigene Minderheit jenseits der Grenzen Rücksicht nehmen.
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So leben in der Vojvodina in Serbien immerhin 300.000 Ungarn. Der Vorsitzende des Ungarnbundes, Istvan Pasztor, hat zu Kosovos Unabhängigkeit "Nein" gesagt. Er erinnerte daran, wie 2004 nach dem massiven Auftritt der Albaner im Kosovo Ungarn im Norden Serbiens angegriffen wurden. Pasztor und mit ihm die ungarische Minderheit fürchten die Rache der Serben. Schon ihretwegen hörte man im Budapester Außenministerium kein lautes "Ja" zur Loslösung des Kosovo.
Andererseits zeigt Budapest viel Sympathie für eine starke Autonomie der Minderheit in Rumänien, wo rund 1,5 Millionen Ungarn und darunter 670.000 radikale Szekler leben. Bela Marko, Vorsitzender des Ungarnbundes Rumäniens hofft nun, dass "die EU vor den Autonomiebestrebungen der ungarischen Minderheit in Rumänien die Augen nicht mehr verschließen wird können". Radikaler fasst es der Vorsitzende des Szekler Nationalrates, Csaba Ferencz: Was im Kosovo möglich sei, sollte auch in Siebenbürgen nicht unmöglich sein.
Auch in der Slowakei, wo mehr als 550.000 Ungarn leben, sprach sich die Führung der Partei der Ungarischen Koalition hocherfreut über Kosovos Unabhängigkeit aus. Dort streben die Ungarn ebenfalls eine viel höhere Autonomie an als sie gegenwärtig haben.