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Rückwirkend politisch korrekt

Von Judith Belfkih

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Ein bizarrer Kunststreit beschäftigt derzeit Dänemark. Es geht um den Umgang mit der eigenen Vergangenheit. Und die Frage, ob man sie im Nachhinein politisch korrekter machen soll. Also etwas politisch korrekter machen, was in seiner Entstehungszeit nicht inkorrekt war, woran wir uns jedoch aus heutiger Sicht stoßen.

Das Staatliche Museum für Kunst in Kopenhagen hat das Wort "Neger" aus Titeln und Beschreibungen seiner Kunstwerke entfernt. Bei einer Stichprobe unter den 200.000 Werken des Museums habe man 13 Mal das Wort "Neger" und einmal "Hottentotten" gefunden. Diese Begriffe seien jetzt durch "Afrikaner" ersetzt worden. Die Beurteilung dieser Umbenennung erhitzt seither die dänischen Gemüter.

Der Chef der Museumssammlung, Peter Norgaard, steht für seine vermeintlich edle Tat jedenfalls im rauen Wind der Kritik. Kulturminister Bertel Haarder meint, "dass Dänemark ärmer wird, wenn wir unsere Vergangenheit als Kolonialmacht vergessen".

Auch andere dänische Museumsdirektoren kritisieren ihren Kollegen scharf. Wenn man die Geschichte entfernt, kann man nicht mehr aus ihr lernen, steht da als These im Raum. Das Menschenbild, auf das man in den alten Titeln und Beschreibungen von Kunstwerken stößt, könne auch etwas darüber sagen, wo wir heute sind und wie weit wir gekommen sind. Daher solle man im Nachhinein nichts zu schönen versuchen. Wenn man die Geschichte korrigiert, riskiert man, die historische Tiefe zu verlieren, fällt als weiteres Argument. Gut gemeint erweist sich erstaunlich oft als das genaue Gegenteil von gut.